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Im Rahmen
einer glanzvollen Fernseh-Gala im Münchner
Prinzregententheater verleiht Ministerpräsident Horst Seehofer
am
heutigen Freitag, 15. Januar 2010, vor hochkarätigen Gästen
aus der deutschen Film- und Fernsehbranche den 31. Bayerischen Filmpreis.
Seehofer: "Es ist mir eine große Ehre, die Crème de
la Crème der
deutschen und bayerischen Filmszene hier in München begrüßen
zu
dürfen. Die Filmbranche hat im Jahr 2009 Außergewöhnliches
geleistet. Wir werden das heute Abend gebührend feiern."
In diesem
Jahr geht der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten an
den national und international renommierten Kameramann, Regisseur und
Produzenten Joseph Vilsmaier.
Seehofer: "Mit Joseph Vilsmaier ehren wir eine der herausragendsten
Persönlichkeiten des bayerischen
Films und einen echten Botschafter Bayerns. Er hat es wie kein Zweiter
verstanden, den bayerischen Film in die Welt hinauszutragen und sich
damit um unseren Filmstandort in ganz besonderer Weise verdient gemacht."
Nachfolgend
die Namen aller Preisträger und die Begründungen der Jury:
Der Produzentenpreis
wird in diesem Jahr geteilt und geht zu je 100.000 Euro an Peter Herrmann
für die Produktion des Films "Wüstenblume" und an
Dietmar Güntsche und Wolfgang Behr für den Film "Der
Große Kater".
Begründung
der Jury:
Mit der Verfilmung des Bestsellers "Wüstenblume" von
Waris Dirie, der auf ihrer eigenen Geschichte beruht, hat Peter Herrmann
ein wichtiges, für die Betroffenen traumatisches und gerade deshalb
oft
totgeschwiegenes Thema aufgegriffen. Der Oscar-Preisträger hat
diesen schweren Stoff so sensibel und einfühlsam umgesetzt, dass
ein großer, mitreißender und tief berührender Film
entstanden ist. Gemeinsam mit der Drehbuchautorin und Regisseurin Sherry
Hormann schuf er ein beeindruckendes Filmwerk zwischen schillernder
Glamourwelt und archaischen Ritualen, voller Lebendigkeit und emotionaler
Tiefe: Ein herausragender Film und ein aufrüttelndes Plädoyer
gegen menschenverachtende Traditionen.
Der Film "Der große Kater" erzählt zwei Tage im
Leben eines
Spitzenpolitikers, der erleben muss, wie relativ der Wert der Macht
wird, wenn das eigene Kind im Sterben liegt. Er basiert auf Thomas Hürlimanns
Bestseller, in dem dieser die Geschichte seiner Familie und vor allem
die seines Vaters, eines früheren Schweizer Bundespräsidenten,
erzählt. Exzellente Schauspieler - allen voran Marie Bäumer
und Bruno Ganz - entwickeln mit dem Mut zu leisen Tönen eine melancholische
Reflexion über die Frage, was im Leben wirklich zählt. Mit
dem "großen Kater" ist dem jungen Produzenten Dietmar
Güntsche, der auch am Drehbuch mitgewirkt hat, und seinem Partner
Wolfgang Behr gleich bei ihrer ersten Zusammenarbeit für das Kino
eine stimmige und äußerst anrührende
Literaturverfilmung gelungen. Ein wichtiger Film in Zeiten, in denen
Politiker oft mehr an ihrer öffentlichen Wirkung als an ihrem konkreten
Handeln gemessen werden.
Der Regiepreis
(dotiert mit 20.000 Euro) geht an Juraj Herz für seinen Film "Habermann".
Begründung
der Jury:
Dass Juraj Herz seine Kunst versteht, ist nicht neu. Schon zweimal hat
er den Bayerischen Filmpreis bekommen und er hat ihn jetzt das dritte
Mal verdient. Denn mit "Habermann" beweist Herz, dass eine
heikle Geschichte wie die gegenseitige Gewalt im Sudetenland eine besonders
sensible Filmsprache braucht, ohne irgendetwas zu beschönigen.
Klassisch erzählend, dabei ungemein spannend, aber eben nicht reißerisch.
Ehrlich, klar, aber nicht kühl. Packend, aufwühlend, aber
nie effektheischend sentimental. So mutig und kunstvoll muss eine derart
wichtige Geschichte erzählt werden!
Der Preis
für die beste Darstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) wird
verliehen an Barbara Sukowa für ihre Rolle in "Vision - Aus
dem Leben der Hildegard von Bingen".
Begründung
der Jury:
Barbara Sukowa ist eine der großen Schauspielerinnen unserer Zeit.
Mit der Interpretation ihrer Rollen ist sie immer direkt und präzise.
Sie führt mitten hinein in die Person, die sie verkörpert
- unverschnörkelt und konzentriert. In Margarethe von Trotta's
jüngstem Werk "Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen"
stellt Barbara Sukowa die große Bandbreite ihrer Schauspielkunst
erneut unter Beweis. Dank ihrer Intelligenz und Leidenschaft, ihrem
Einfühlungsvermögen und ihrer Ausstrahlungskraft gelingt Barbara
Sukowa ein differenziertes Porträt der historischen Figur der Hildegard
von Bingen: Einer Frau, die ihrer Zeit weit voraus, emanzipatorisch
dachte und handelte.
Den Preis
für den besten Darsteller (dotiert mit 10.000 Euro) erhält
Mark Waschke für seine Rolle in "Habermann".
Begründung der Jury:
Der Schauspieler Mark Waschke besticht durch sein Understatement und
seine große Aufrichtigkeit im Spiel. Waschke ist in dem Film
"Habermann", der sich mit der Vertreibung der Sudentendeutschen
aus ihrer deutsch-tschechischen Heimat beschäftigt, der reiche,
deutsche Mühlen- und Sägewerkbesitzer August Habermann. Mit
feinen, präzisen schauspielerischen Mitteln zeigt Waschke die Entwicklung
Habermanns vom offenen, erfolgsgewohnten zum gebrochenen Menschen, der
mit Härte um Menschenleben feilschen muss und schließlich
von seinen Mitbürgern zu Tode gefoltert wird. Mark Waschke verkörpert
seine Rolle ebenso vielschichtig wie transparent. Seine Leistung trägt
in starkem Maße dazu bei, dass dem Regisseur Juraj Herz mit dem
Film ein erschütterndes Zeitdokument gelungen ist.
Den Drehbuchpreis
(dotiert mit 10.000 Euro) erhält Simon Verhoeven für den Film
"Männerherzen".
Begründung
der Jury:
Wann ist ein Mann ein Mann? - Simon Verhoeven hat sich viel
vorgenommen: Er will das Leichte nicht oberflächlich und einen
Episodenfilm als dramaturgische Einheit erzählen. Und es gelingt
ihm. Dabei denunziert er seine Figuren nie, trifft mit seinen Dialogen
den richtigen Ton und mit einer gut dosierten Mischung aus Komik und
rührenden Szenen den Nerv des Publikums. "Männerherzen"
ist nicht zufällig ein Sensationserfolg an der Kinokasse und die
Figur des in Würde alternden Schlagerstars Bruce ist längst
Kult.
Der Dokumentarfilmpreis
(dotiert mit 15.000 Euro) geht an Petra Seeger für ihren Film "Auf
der Suche nach dem Gedächtnis".
Begründung
der Jury:
In dem Dokumentarfilm "Auf der Suche nach dem Gedächtnis"
tauchen wir ein in die persönliche Lebensgeschichte des Hirnforschers
Eric Kandel. Der Nobelpreisträger, der während des Holocaust
aus Wien vor den Nazis nach Amerika floh, erinnert sich an die traumatischen
Erlebnisse seiner Kindheit und lässt dabei zugleich seine Forschung
über das menschliche Erinnern greifbar und lebendig werden. Der
Filmemacherin und Produzentin Petra Seeger ist es mit diesem Dokumentarfilm
gelungen, die Lebensgeschichte ihres Protagonisten mit seiner Wissenschaftsgeschichte
zu verweben. Entstanden ist ein unterhaltsames Portrait, in dem das
hochkomplexe Thema Hirnforschung so greifbar, verständlich und
einleuchtend dargestellt wird, wie dies nur selten gelingen dürfte.
Den Preis
für die Bildgestaltung (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Jana
Marsik für die Filme "Same Same But Different" und "Lippels
Traum".
Begründung
der Jury:
Wie der junge Hauptdarsteller David Kross wechselt die Kamerafrau Jana
Marsik gekonnt zwischen den zwei Welten des Films "Same Same But
Different". Die Klarheit der Bilder in Deutschland steht in einem
spannenden Gegensatz zu der sehr lebendigen, vielschichtigen Bildsprache
in Kambodscha. Wobei sie stets geschickt die vorhandenen Stimmungen
nutzt, ohne jemals den richtigen Blickwinkel auf die Darsteller zu verlieren.
So entsteht eine Bildsprache, der es gelingt zu faszinieren UND dabei
der Geschichte zu dienen. Mit "Lippels Traum" hat Jana Marsik
bei einem weiteren Film des diesjährigen Filmpreises ihre große
Bandbreite beeindruckend unter Beweis gestellt.
Der Preis
für die beste Nachwuchsdarstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) wird
verliehen an Katharina Schüttler für ihre Rolle in dem Film
"Es kommt der Tag".
Begründung
der Jury:
Katharina Schüttler spielt oft Radikales und immer das Schwierigste:
Menschen, die in existenziellen Situationen hin- und hergerissen sind.
Es bleibt das Geheimnis ihres Könnens, dass es ihr gelingt, ihre
jungen Frauen-Figuren mehrdimensional anzulegen: irgendwie zerbrechlich,
weiblich und doch zu Härte aus Lebenserfahrung und Enttäuschung
fähig. Auch in Susanne Schneiders Drama "Es kommt der Tag"
brennt Katharina Schüttler vom ersten Auftritt an mit kaltem Feuer.
In dem Mutter- Tochter-Duell des Filmes kann es keinen Sieger geben,
aber Katharina Schüttler ist uneingeschränkt ihrer großen
Gegenspielerin, Iris Berben als Ex-Terroristin, ebenbürtig. Ihr
fantastisches Spiel mit psychologischer
Tiefenschärfe würdigt die Jury mit dem Bayerischen Filmpreis.
Der Preis
für den besten Nachwuchsdarsteller (dotiert mit 10.000 Euro) geht
an Friedrich Mücke für seine Rolle in dem Film "Friendship".
Begründung
der Jury:
Er spielte am Deutschen Theater Berlin, war bei den Salzburger
Festspielen im "Jedermann" zu sehen. Seit zweieinhalb Jahren
ist der
Berliner Friedrich Mücke im Ensemble des Münchner Volkstheaters,
aber im Kino immer noch ein neues und vor allem junges Gesicht. Im Film
von Markus Goller spielt Friedrich Mücke cool und authentisch die
Hauptrolle neben einem jungen "Alten Hasen", Matthias Schweighöfer.
Mücke gelingt es in der leichten und doch ernsten Komödie
scheinbar mühelos, alle Facetten einer komplexen Figur dem Zuschauer
ganz natürlich nahezubringen: DDR-Sozialisation, eine junge Männerfreudschaft
ohne Klischees, Verantwortungsgefühl sowie Freiheitsliebe und Abenteuerlust
.
Dass Friedrich Mücke bei seiner Figur immer - völlig unaufdringlich
gespielt - die innere Verletzung einer gestörten Vaterbeziehung
durchschimmern lassen kann, ist höchste Schauspielkunst, bei der
es richtig Spaß macht zuzuschauen. All das hat den Bayerischen
Filmpreis verdient.
Der Nachwuchsregiepreis
(dotiert mit 10.000 Euro) geht an Benjamin Heisenberg für seinen
Film "Der Räuber".
Begründung
der Jury:
Benjamin Heisenbergs Film "Der Räuber" erzählt authentisch
und mit
einer ganz besonderen Handschrift die wahre Geschichte eines
besessenen Marathonläufers und Bankräubers, der seine Raubzüge
in sein tägliches Trainingsprogramm einbaut. Auf unspektakuläre
Weise zieht dieser auf tatsächlichen Ereignissen beruhende Film
den Zuschauer in seinen Bann und ganz tief in das Geschehen hinein.
Benjamin Heisenbergs zweite Regiearbeit portraitiert intensiv und fesselnd
seinen Protagonisten als Einzelgänger mit einem anarchistisch geführten
Lebensprinzip, und zeigt uns mit einem zurückhaltenden, aber gerade
deshalb so eindringlichen Erzählstil die ganze Ausweglosigkeit
dieser tragischen Figur.
Den Preis
für den besten Familienfilm (dotiert mit 10.000 Euro) erhält
in diesem Jahr Michael "Bully" Herbig für "Wickie
und die starken Männer".
Begründung
der Jury:
Es war schon immer die besondere Gabe von "Bully" Herbig,
Filme zu
machen, die von einer breiten Altersschicht gleichermaßen geschätzt
und geliebt werden. Sein neuestes Werk, mit dem er den unvergessenen
Comic-Helden Wickie zum Leben erweckt und ihn gemeinsam mit seinen Wikingerfreunden
in kühne und atemberaubende Abenteuer schickt, entspricht diesem
Genre des Generationen umfassenden Familienfilms in besonders gelungener
Weise. In einer traumhaften Kulisse, mit einem tollen Schauspielerensemble
und verblüffenden Special Effects schuf
Bully Herbig ein hinreißendes Filmwerk und einen ganz großen
Kinospaß für Jung und Alt.
Der Preis
für die beste Filmmusik (dotiert mit 10.000 Euro) wird verliehen
an Konstantin Wecker für "Lippels Traum".
Begründung
der Jury:
Konstantin Wecker ist nicht nur ein bekannter Musiker und Interpret
seiner eigenen Werke, sondern seit vielen Jahren auch als Komponist
von Filmmusiken gefragt und erfolgreich. Mit Uli Limmers Collina Film
war es nach "Herr Bello" bereits die zweite erfolgreiche Zusammenarbeit.
Die Musik zu "Lippels Traum", einem wahrhaft traumhaften Kinder-
und Familienfilm, ist ein besonders gelungenes Beispiel dafür,
wie Musik die Wirkung eines Filmwerks begleitet, intensiviert und abrundet.
Konstantin Weckers einfühlsame Kompositionen machen "Lippels
Traum" zu einem märchenhaften Genuss für die Sinne und
zu einem unvergesslichen Kinoerlebnis.
In Anerkennung
seiner herausragenden Leistungen als Kameramann,
Regisseur und Produzent für den bayerischen und deutschen Film
erhält Joseph Vilsmaier den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten.
Begründung
der Jury:
Joseph Vilsmaier ist ein bayerischer Vollblutkünstler, der mit
"Herbstmilch" die Herzen der Zuschauer und Kritiker im Sturm
erobert hat. Unser aller Bewunderung und Dank gilt ihm für Meisterwerke
wie den oscarnominierten Film "Schlafes Bruder", die märchenhafte
Erzählung "Bergkristall" und die Verfilmung der tragischen
Geschichte der "Comedian Harmonists" - um nur einen kleinen
Ausschnitt aus seinem reichen und vielseitigen künstlerischen Schaffen
zu nennen, mit dem er Filmgeschichte geschrieben hat. Stets hat er sich
engagiert gegen das Vergessen eingesetzt, wie mit dem bewegenden Auschwitz-Drama
"Der
letzte Zug" oder dem eindringlichen Antikriegsfilm "Stalingrad".
Mit dem "Brandner Kaspar" hat er seiner Heimat ein ebenso
humor- wie liebevolles Porträt geschenkt. Meisterhaft und weltberühmt
sind seine Landschaftsaufnahmen, sein besonderes Gespür für
Stimmungen und Bilder, wie auch in seinem jüngsten Werk "Nanga
Parbat".
Rainer Riedl
Pressesprecher der Bayerischen Staatskanzlei
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