Presseresonanz

Zu unserer Abschlusspräsentation am 22.07.05 durften wir zahlreiche Besucher von Banken,  Schuldnerberatung, Schulen und Hochschulen willkommen heißen. Es gab in der Abschlussdiskussion auch durchaus Kritik an der Ausrichtung und Reichweite unserer Untersuchungen. Nichtsdestoweniger war die Gesamtresonanz wohl durchaus positiv, wie dies auch im folgende Zeitungsartikel zum Ausdruck kommt.

Neben zwei Zeitungsartikeln haben wir es sogar noch zu Radio-Interviews mit dem Funkhaus Nürnberg gebracht - auch dies eine interessante Erfahrung!

Dieser Zeitungsartikel gefiel uns am besten:

Auszubildende bei Banken untersuchten den Umgang ihrer Altersgenossen mit Geld ‑ Projekt an der B 4

VON MICHAEL KASPEROWITSCH

 Mehr als drei Millionen Haushalte sind bundesweit überschuldet, allein in Nürnberg sind es Tausende. Schon jeder fünfte zahlungsunfähige Schuld­ner ist mittlerweile unter 25 Jahre alt. Und speziell bei dieser Gruppe ist der Anstieg alarmierend. 14 Schülerinnen und Schüler der Berufsschule 4 (B 4) haben sich monatelang mit diesem Problem beschäftigt. "WAS ‑ Wege aus der Schuldenfalle" hieß das Pro­jekt der angehenden Bankkaufleute. Sie befragten dazu insgesamt Hun­derte von Altersgenossen.

 "Spektakulär und innovativ" nannte Peter Kührt, B‑4‑Lehrer und Projektleiter, die Ergebnisse der Arbeit, die die Schüler jetzt in der Norisbank vorstellten. Sie stießen bei ihren Altersgenossen auf einen weit verbreiteten "finanziellen Analphabe­tismus", wie sie den oft verschwenderi­schen Umgang mit Geld nannten. Ihr Fett bekamen aber auch die Banken ab. Ihnen kreideten die Nachwuchs-­Banker eine bisweilen zu nachlässige Beratung junger Kunden an. 

Autos, Partys, Klamotten und Handys stehen auf der Ausgabenliste der fast 400 Mitschüler ganz oben, die die Projektgruppe "Berufschule" be­fragt hat. "Sparen kommt für so gut wie niemanden in Frage", heißt es in der Auswertung. Und wenn sie sich Geld bei Freunden oder Familienange­hörigen ausleihen, fühlen sie sich nicht einmal unbedingt verpflichtet, es auch zurückzuzahlen. Sechs Pro­zent der 14‑ bis 25‑Jährigen haben sogar schon "Krediterfahrung" bei Banken gemacht.

"Irgendwann" zurückzahlen

 Eine andere Gruppe hat Jugendli­che in der Breiten Gasse nach ihren Konsumgewohnheiten befragt. Mehr als drei Viertel von ihnen hat danach bereits zwischen 500 Euro und 1000 Euro Schulden. Zwölf Prozent liegen sogar darüber. Mehr als die Hälfte der jungen Schuldner kreuzte in der Rubrik "Rückzahlung" an, dass sie das Geld "irgendwann" abstottern. Die allermeisten wissen, was ein Dispo‑Kredit ist, die Bank hat ihnen auch einen eingeräumt, mit der Auf­klärung über die damit verbundenen Kosten ist es aber nicht weit her. 

Soll ein Dispo‑Kredit erhöht wer­den ‑ Grund dafür ist vor allem ein "überzogener Lebenswandel" ‑ oder in einen Ratenkredit umgewandelt werden, geht in 85 Prozent der Fälle die Initiative dazu von Bankmitarbeitern aus. Das hat die Projektgruppe "Bankintern" herausgefunden. "Ist das sinnvoll oder eine gute Lösung?" fragten deren Mitglieder. Sie fordern unter anderem spezielle Jugendbera­tungsstellen in den Geldinstituten und mehr Aufklärungsarbeit an den Schulen. 

Mit den Gefahren der Werbung beschäftigte sich eine vierte Schüler­gruppe. Sie stieß auf besonders hinter­hältige Methoden der Branche. Bei­spielsweise hat sich ein 13‑jähriges Mädchen auf eine Flirt‑SMS eingelas­sen. Der trügerische Austausch mit einem fiktiven "Dennis" endete bei 487, 35 Euro Handy‑Kosten. 

Die Empfehlungen, Warnungen und Hinweise, die die 14 jungen Forscher am Ende abgeben, "hätten wir eher von besorgten Eltern und nicht von Jugendlichen selbst erwartet", sagte Alexander Liebel, Leiter der B 4. Sie halten scharfe Kontrollen der Ausga­ben von Kindern seitens der Eltern für sinnvoll, ebenso eine eingehende Ein­übung des Umgangs mit Geld. Wer von zu Hause ausziehen will, sollte damit warten, bis die finanziellen Mög­lichkeiten dazu auch ausreichen. Von den Banken erwarten sie sich unter anderem strengere Prüfungen bei der Kreditvergabe an Azubis oder Schü­ler. Wenn eine Bank so jungen Kunden einen Kredit einräumt, sollte sie ein monatliches Sparen für Notfälle zur "Grundvoraussetzung" machen. 

Trotz solcher kritischer Töne zeigte sich auch Frank Klingenberg, der bei der Norisbank unter anderem für die Ausbildung zuständig ist, begeistert von dem Engagement der Auszubilden­den, die auch aus seinem Unterneh­men kamen. "Die Vergabe von Kredi­ten gehört aber nun mal zum klassi­schen Geschäft jeder Bank, und die Nachfrage bei jungen Leuten steigt", sagte er, "es kommt nur darauf an, dass man fair damit umgeht." Im Raum der Präsentation hingen Norisbank‑Plakate, die für einen "easyCredit" warben. Strahlende und fröhliche junge Leute sind darauf abgebildet. Darunter steht: "Das kann ich auch." 

(Quelle: Nürnberger Nachrichten 23.07.05)

 

 

 




Kontakt: Dr. Peter Kührt

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