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Experimente mit Wasser und Öl Umweltschäden durch Tankerunfälle

Hintergrundinformationen und didaktisch-methodische Hilfestellungen zum Unterricht

Das ökonomische und politische Grundproblem

Viele, vielleicht sogar alle Menschen erachten das Erhalten einer intakten Umwelt als erstrebenswert.

Die meisten Menschen handeln aber nicht danach.

Woran liegt dies?

"Free Rider" (Trittbrettfahrer) als Rationalverhalten von Privathaushalten im ökologischen Handlungsdilemma

Der Mensch handelt - zumindest grundsätzlich - vernünftig. Er richtet sein Handeln an seinen Wünschen und Bedürfnissen aus und versucht, deren Erfüllung zu maximieren. Die Realisierung dieser Wünsche stößt jedoch an die Grenzen seiner finanziellen Mittel.

Jeder Haushalt wird daher versuchen, möglichst viele seiner Wünsche im Rahmen seiner finanziellen Ressourcen zu erfüllen.

Umwelt ist als öffentliches Gut für den Privathaushalt umsonst (z.B. Luft, Spazieren gehen im Wald, Baden im Meer, Wegwerfen von Abfall auf der Straße, Straßenbenützung für Autos, Schulbildung, Bücherausleihen in Bibliotheken) oder relativ billig (Wasser, Strom, Gas, Freibad, Müllentsorgung, öffentlicher Nahverkehr, Mautgebühren auf Straßen, Zoobesuch).

Die Kosten hierfür trägt die Allgemeinheit (z.B. Straßenbau), in vielen Fällen aber auch andere Personen, die wir nicht kennen (Krankheiten, Wald- und Gebäudeschäden durch Luftverschmutzung, Unwetterschäden und Überschwemmungen durch Klimaveränderungen infolge von Autoabgasen, Abschmelzen der Alpengletscher und der Polkappen usw.).

Würden die Folgekosten unseres Umwelthandelns (z.B. Autofahren) - soweit sie überhaupt erfassbar und zurechenbar sind (ein weiteres großes Problem!) - in die Benützung der Umwelt eingerechnet, wären die Kosten für Autofahren und vieles, vieles Andere weitaus teuerer.

Daran ist verständlicherweise niemand interessiert.

Man nimmt die billige und kostenlose Benützung, und damit Schädigung und Zerstörung der Umwelt gerne an. 

Niemand fordert ernsthaft umweltgerechte Preise für alle Waren und Dienstleistungen, da der Betreffende sich dann ja selbst finanziell schädigen würde. Wir begrüßen es, wenn andere sich für eine verbesserte Umwelt einsetzen und Erfolge (z.B. Biosiegel, Mindestanforderungen, Kennzeichnung von Genprodukten) erzielen. Wir sind verbal strikt für eine umweltgerechte Produktion und strengere Auflagen, kaufen aber dennoch, und mehr denn je, unser Fleisch im Supermarkt oder dort, wo es am Billigesten ist.

Man bezeichnet dies als Trittbrettfahrersymptom.

Die Umwelt als "öffentliches" Gut - Ausnutzen oder Inkaufnehmen individueller Nachteile?

Volkswirtschaftlich gesprochen: Öffentliche Güter wie die Umwelt sind durch Nichtkonkurrenz der Marktteilnehmer (Niemand verlangt ernsthaft und damit nachfragewirksam ökologische Nahrung, eine intakte Umwelt und umweltgerechte Preise) und Nichtausschließlichkeit (Umweltgüter haben nicht so hohe Preise, dass größere Bevölkerungsteile von ihrer Benützung ausgeschlossen sind, weil sie sich diese nicht leisten können oder wollen) gekennzeichnet.

Der ökologisch interessierte Bürger steht vielmehr vor dem Dilemma, ob er sich durch den Kauf von teueren Bioprodukten oder die Forderung nach umweltgerechten Preisen selbst schädigen oder ob er die Umwelt weiterhin wie alle anderen auch als Trittbrettfahrer kostenlos benützen und schädigen soll.

So ist bereits heute empirisch nachweisbar, dass die BSE-Krise nach dem ersten Schock nicht etwas zu qualitätsbewussterem Einkauf (Kauf Sie beim Metzger Ihres Vertrauens! Kaufen Sie nur zertifiziertes Fleisch aus Bayern! etc.) geführt hat. Vielmehr ist der prozentuale Anteil der Supermärkte gegenüber den kleinen Metzgereien sogar noch gestiegen.

Will man ökologische Forderungen nicht nur erheben, sondern auch tatsächlich umsetzen, müssen sie dieses Grunddilemma des Homo Oeconomicus, des wirtschaftlich und rational handelnden Menschen berücksichtigen und lösen!

Das Handlungsdilemma von Unternehmen: Umweltschädigung oder Gewinnminderung bzw. Konkurs

Genau so stellt sich das Umweltproblem für die Unternehmen dar. 

Privatwirtschaftliche Unternehmen haben Kosten auf der Inputseite (Einkauf von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Betriebsmitteln, Kosten für objektbezogene und dispositive Arbeit sowie sonstige Kosten zur Leistungserstellung (1)) und auf der Outputseite (Kosten beim Verkauf von Waren, Dienstleistungen und Rechten wie Transportkosten und Werbekosten aber auch Kosten für Müll- und Abwasserentsorgung).

Wie auch jeder Privathaushalt so versuchen auch alle Unternehmen, ihre Kosten zu optimieren. Sie sind dazu in der Regel sogar gezwungen, da sie sonst bei den aktuell durchsetzbaren Marktpreisen keine hinreichenden Gewinne erzielen und aus dem Markt ausscheiden und Konkurs ("Insolvenz") machen müssen.

Sind nun die Kosten für die öffentlichen Güter wie Trinkwasser, Straßenbenützung, Problemmüllentsorgung oder Abwasserentsorgung zu niedrig, dann wird die Unternehmung öffentliche Güter in viel stärkerem Maße beanspruchen und schädigen, also sie dies bei höheren umweltgerechten Preise tun würden.

So lange die Kosten für z.B. Trinkwasser im Wesentlichen von der Allgemeinheit getragen werden und die Kosten für die Beseitigung der Schäden im Ökosystem Wasser (Grundwasserabsenkung durch zu viele überbaute Flächen, Verminderung der Wasserqualität durch Schadstoffeinleitungen wie z.B. Düngemittel, sauerer Regen durch Schadstoffbelastung der Luft usw.) nicht Eingang in den Wasserpreis finden, wird das einzelne Unternehmen mehr Wasser verbrauchen, als dies ökologisch sinnvoll wäre, da die Umweltkosten nur für die Allgemeinheit und unbekannte Dritte ("extern") entstehen und ersichtlich sind, sich aber nicht in der Buchführung des Unternehmens ("intern") niederschlagen. 

Verursacherprinzip und Internalisierung externer Kosten

Unternehmen werden sich erst dann ökologisch sinnvoll verhalten, wenn die durch sie verursachten externen Umweltkosten infolge umweltgerechteter Preise auch in ihrer Buchhaltung ersichtlich sind (sog. "Internalisierung externer Kosten")

Unter "umweltgerechteter Preisen" sollen hier solche verstanden werden, die die internen und externen Kosten der Produktion beinhalten. Externe Kosten werden vielfach auch als "Opportunitätskosten" (2) bezeichnet, da sie der Preis der Allgemeinheit für die Gewinnerzielung der privatwirtschaftlichen Unternehmen sind.

Folgerungen aus diesem Grundproblem der Ökologie finden Sie unter "Lösungsprinzipien"!

(1) Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Betriebsmittel, objektbezogene und dispositive Arbeit bezeichnet man als "betriebswirtschaftliche" Produktionsfaktoren, Arbeit, Boden und Kapital hingegen als volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren.

(2) Die Opportunitätskosten einer gewählten Alternative bestehen im entgangenen Nutzen, bzw. im entgangenen Gewinn der besten nicht gewählten Alternative. Das Opportunitätskostenkonzept ist eines der tragenden Konzepte für wirtschaftliches Handeln. 


Links:

Öffentliche Güter
http://www.galli-institut.de/oeffentliche_gueter.htm
Externe Güter
http://www.wifak.uni-wuerzburg.de/wilan/wifak/vwl/vwl3/lehre/evwl/evwl5.pdf
Die Psychologie als Fallstrick der Ökologie
http://www.ibo.at/fallstrick4.pdf

Downloadangebot: Seminaraufgaben zur Umweltökonomie (Word 97)
 

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Dies ist sind Unterrichtshilfen des Hauptseminars "Ökonomie und Globalisierung" der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd!
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