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Überfällige Maßnahmen und ökologische Ohnmacht Weiter gehende Maßnahmen zum Schutz der Meere und Küsten, Tiere und Menschen werden nicht nur seit vielen Jahren von Greenpeace gefordert - auch viele Menschen empfinden dies als "überfällig". Greenpeace fordert u.a. eine unbegrenzte, weltweite Haftung für Ölkonzerne als Nutznießer der Tanker und einen schnellstmöglichen Ausstieg aus fossilen Energien zu Gunsten erneuerbarer Energieformen: "Die wahre Katastrophe ist die internationale Energiepolitik!" Nach Greenpeace-Berechnungen würde der großflächige Einsatz von Windenergie alleine in Spanien 280 Tanker von der Größe der „Prestige“ (vgl. Beispiel!) überflüssig machen. „Die wahre Katastrophe ist die
globale
Energiepolitik. Alleine vor der jetzt verseuchten Küste Galiziens
fahren jährlich 1.400 Tanker. Das provoziert geradezu Katastrophen
wie diese und muss aufhören“, fordert Juan Lopez de Uralde,
Greenpeace-Geschäftsführer
in Spanien. „Die Lage muss sich sofort und für immer
ändern!“
Alleine die Vereinigten Staaten verbrauchen täglich 700 Millionen Gallonen Öl (1 US-Gallone = 3,7853 Liter), also fast 185 Millionen Liter Öl. Auf der gesamten Erde werden täglich 3 Billionen Gallonen Öl verbraucht, also fast 0,8 Billionen Liter. Beim größten Tankerunglück, dem Crash der Exxon Valdez im März 1989, flossen 11 Millionen Gallonen Öl in den Prince William Sund. Dies entspricht 2 Prozent des täglichen Ölverbrauchs der Vereinigten Staaten. Umweltprobleme sind oftmals unsichtbar und sehr komplex Bilder wie das obige sind sehr eindrucksvoll. In vielen Fällen sind Umweltschäden jedoch überhaupt nicht sichtbar. Umweltschäden haben zudem besonders unangenehme und problematische Eigenschaften:
Diese komplexen Zusammenhänge und die politische Untätigkeit werden bei der sich abzeichnenden Veränderung des Weltklimas und der Schädigung der Ozonschicht besonders deutlich. So wird das heute aufsteigende FCKW erst in etwa 20 Jahren in den oberen Luftschichten ankommen. Die Schäden, die wir heute beobachten, wurden durch die vergleichsweise geringen FCKW-Mengen von vor 20 Jahren verursacht. FCKW ist als Gas unsichtbar. Die Auswirkungen der ausgedünnten Ozonschicht sind nur sehr indirekt, zeitverzögert und weit weg vom Ort der Verursachung (insbesondere Nordamerika) feststellbar (Krebsgefahr beim Sonnenbaden in Australien). "Die meisten Umweltprobleme sind weit von einer Lösung entfernt!" Sighard Wilhelm schreibt: "Selbst wenn und der gänzlich unwahrscheinlich Erfolg gelingen würde, den weltweiten CO2-Ausstoß auf die Hälfte zu reduzieren, hätten wir die Erwärmung der Atmosphäre nicht gestoppt, sondern nur verlangsamt"... Sollten sich die Befürchtungen über ein neues ökologisches Gleichgewicht in den nächsten zehn, zwanzig Jahren zur Gewissheit verdichten, dann wird eine bald dezimierte Menschheit dem, was wir Umweltpolitik nennen, mit Unverständnis begegnen und sich um feinsinnige Beurteilungsmaßnahmen nicht sonderlich bemühen. (Wilhelm, Sighard, Umweltpolitik, Opladen 1994, S. 114) Wilhelm kritisiert z.B. die Vereinbarung von Montreal von 1987, in der sich 49 Staaten nur zur langsamen Reduzierung des "Ozon-Killers" FCKW verständigt hätten, obwohl alle wissenschaftlichen Gutachten auf die zentrale Rolle des FCKW für die Schädigung der Ozonschicht hingewiesen hätten. Selbst das renomierte Max-Planck-Institut spricht in diesem Zusammenhang von einer "Sterbehilfe" für die Ozonschicht. Von Vorbeugung oder wirksamer Hilfe könne keine Rede sein. Von der Sozialen Marktwirtschaft zur Öko-sozialen Marktwirtschaft Wilhelm fordert, das Bedrohungspotenial für Erde und Mensch Ernst zu nehmen und das umweltpolitische Instrumentarium präventiv an diesem Bedrohungspotenial auszurichten. So wie man in der Landesverteidigung auf mögliche Gefahrenquellen vorbeugend reagiert, müsse dies auch in der Umweltpolitik gehandhabt werden. Die Politik müsse die Fehlentwicklung mindestens eines Jahrhundert korrigieren. Dies sei z.B. in Deutschland nur möglich, wenn sich die Soziale Marktwirtschaft in eine Öko-soziale Marktwirtschaft wandle. (Vgl. Wilhelm, Sighard, Umweltpolitik, Opladen 1994, S. 114 f.) Ökologie contra Ökonomie? Nimmt man die Forderung von Sighard Wilhelm Ernst, stellt sich die Frage "Ist Ökologie mit Ökonomie vereinbar? ( = Sind ökologische Forderungen nicht der Ruin unserer Wirtschaft? Schafft Ökologie neue Arbeitsplätze oder vernichtet sie die bestehenden?)" völlig neu! Geht es doch nicht mehr um das gegen einander Aufrechnen von Erträgen, Wirtschaftskraft und Arbeitsplätzen der wenigen ökologisch ausgerichteten Wirtschaftsbereiche (Windkraft, Solarenergie, Öko-Fonds) mit den Ertragseinbußen und Arbeitsplatzverlusten in der übrigen Wirtschaft, sondern um die Neuausrichtung aller Unternehmen und Haushalte an ökologischen Zielsetzungen. Ablenkungsmanöver einer handlungsunfähigen Umweltpolitik Wilhelm schreibt: Vor diesem Hintergrund den Menschen zu erzählen, Umweltschutz beginne beim Einzelnen, der betreibe Volksverdummung. So könne der einzelne Bürger die nationalen und internationalen Müllprobleme nicht lösen, wenn das ganze Wirtschaftssystem auf Müllmaximierung angelegt sei. Mit dem Spruch "Umweltschutz beginne beim Einzelnen" verschiebe eine handlungsunfähige Politik die Verantwortung für ihr Tun und die Erhaltung der Erde für die nachfolgenden Generationen auf den Einzelnen. (Vgl. Wilhelm, Sighard, Umweltpolitik, Opladen 1994, S. 119) Links: Weitere Greenpeace-Forderungen
finden sich
unter:
Schlussfolgerungen des Instituts
für
Ostseeforschung
Materialien zum betrieblichen
Umweltmanagement
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