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Experimente mit Wasser und Öl Umweltschäden durch Tankerunfälle

Hintergrundinformationen und didaktisch-methodische Hilfestellungen zum Unterricht

Ökonomische und politische Lösungsprinzipien

Generell dürften ökologische Probleme nicht über moralische und politische Appelle zu lösen sein. Lösungsversuche müssen am realen, vernunftmäßigen und damit auch ökonomischen Handeln des Menschen ansetzen.

Dies aber bedeutet letztlich, die Kosten für Umweltschädigungen, die gegenwärtig die Allgmeinheit oder unbekannte Dritte tragen müssen, für die privaten Haushalte und Unternehmen über die Preise von Gütern und Dienstleistungen erfahrbar zu machen - ökonomisch gesprochen: Die externen Kosten müssen internalisiert werden. 

Umweltkosten müssen sich in der Buchhaltung von Haushalten und Untenehmen niederschlagen. Nur dadurch werden gesellschaftliche Individuen und Organisationen ihr Verhalten neu ausrichten.

Altmann definiert in diesem Zusammenhang fünf Prinzipien:

  • Verursacherprinzip

  • (der Verursacher muss den Umweltschaden tragen)
  • Gemeinlastprinzip

  • (die Allgemeinheit muss den Umweltschaden tragen)
  • Vorsorgeprinzip

  • (Politische Umweltinstrumente sollen nicht an der Beseitigung, sondern Vermeidung von Schäden ansetzen)
  • Kooperationsprinzip

  • (Politische Umweltinstrumente müssen nicht immer nur aus staatlichen Auflagen bestehen, sie können auch Vereinbarungen mit gesellschaftlichen Akteueren oder Selbstverpflichtungen beinhalten)
  • Nachhaltigkeitsprinzip

  • (Nachhaltigkeit bedeutet gemäß Brundtland-Bericht "Our Common Future" von  1987 ein Wirtschaften, bei dem die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation so erfüllt werden, dass die Fähigkeit zukünftiger Generationen, die Gesamtheit ihrer Bedürfnisse zu befriedigen, nicht beeinträchtigt wird. Politische Umweltinstrumente sollen grundsätzlich auf die Erhaltung einer intakten Lebensumwelt für unsere Nachkommen abzielen, im einfachsten Fall sollen nur so viele Bäume geschlagen werden, wie natürlich wieder nachwachsen, so dass sicher der Baumbestand nicht verändert).
Vgl. Altmann, Jörn; Umweltpolitik, Stuttgart 1997, S. 118 ff. (UTB 1958)

Umweltpolitische Zielsetzungen der Bundesregeirung

Generell sind sich alle Wissenschaftler, Politiker und Bundesregierung darin einig, dass dem Verursacherprinzip Vorrang eingeräumt werden soll. Nur dann, wenn es nicht zu realisieren ist, darf das Gemeinlastprinzip greifen. Generell sollten vorsorgenden Lösungen angestrebt werden, die auf Nachhaltigkeit ausgelegt sind.

So formuliert die Bundesregierung in ihrem Umweltbericht von 1990: 

Umweltpolitik ist die Gesamtheit aller Maßnahmen, die den Zustand der Umwelt so erhalten und verbessern, dass

  • bestehende Umweltschäden vermindert und beseitigt werden
  • Schäden für Mensch und Umwelt abgewehrt werden
  • Risiken für Menschen,, Tiere und Pflanzen, Natur und Landschaft, Umweltmedien und Sachgüter minimiert werden
  • Freiräume für die Entwicklung zukünftiger Generationen sowie für die Entwicklung der Vielfalt von weltlebenden Arten sowie Landschaftsräumen erhalten bleiben und erweitert werden.
Wie kann dies aber konkret geschehen?

Lösungsansätze

Die wirtschaftswissenschaftliche Literatur bietet hier zwei Denkansätze an:

  • Die Erzeuger von Güter und Dienstleistungen müssen mit den tatsächlichen Umweltkosten belastet werden. Dies kann derart geschehen, dass der Staat die vermutlichen Folgekosten schätzt und den Unternehmen als Steuer auferlegt (sog. "Pigou-Steuer").

  • Die Probleme dieses Konzeptes liegen darin, das der Staat die Umweltschäden nur schwer ermitteln oder schätzen kann. Die steuerlichen Belastungen der Unternehmen sind daher zu gering oder zu groß.
    Steuern als Äquivalent für geschätzte Umweltschäden sind zudem kein Anreiz für weitergehende Emissions- bzw. Schadensminderungen, da diese finanziell nicht belohnt werden.
     
  • Im Gegensatz zu Pigou geht Coase von dem Gedanken aus, dass Verminderungen von Emissionen (z.B. Schadstoffeinleitungen in Flüsse) immer einen Nutznießer (z.B. den Bürger, der im Fluss schwimmen möchte, die Wasserbetriebe, die das Flusswasser zur Trinwassergewinnung verwenden etc.) und einen Geschädigten (das Unternehmen, das augenblicklich legal Schadstoffe in den Fluss einleitet und durch Abwasserreinigungsanlagen oder ein Einleitungsverbot große Kostenbelastungen hat). Faire Verbesserungen des Ist-Zustandes sind somit seines Erachtens nur möglich, wenn sich Schädiger und Geschädigte auf eine neue vertragliche Regelung einigen, die zwangsläufig auch einen Ausgleich der Ansprüche durch Zahlung eines finanziellen Ausgleichs beinhaltet, den der Geschädigte an den Schädiger zu zahlen hat.

  •  

     

    Man bezeichnet diese Überlegung, die letztlich auf die allgemeine Wohlfahrtsmaximierung durch Pareto und Ableitungen von Kaldor und Hicks zurückgeht, auch als "Coase-Theorem".

    Was besagt das Pareto-Kriterium?

    Der Nutzen bezüglich eines Gutes ist bei jedem Menschen verschieden. Somit ist eine absolute Nutzenmaximierung unmöglich und nur eine ordinale bzw. relative und augenblicksbezogene Nutzenmaximierung für eines oder mehrere Güter bei einem oder mehrer Menschen möglich. 

    Daraus folgt seiner Ansicht nach:

    Eine Nutzenmaximierung für eine Personengruppe oder Volkswirtschaft ist daher nur solange und insoweit möglich, als ein Nutzenzuwachs bei einem oder mehreren Individuen keinen Nutzennachteile für andere verursacht (sog. "Pareto-Kriterium").

    In diesem Sinne folgern Kaldor und Hicks mit Coase:

    Ein gesellschaftliches Nutzenmaximum kann nur dadurch erreicht werden, dass Individuen oder Gruppen, die durch Veränderungen einen Nachteil erleiden, dafür finanziell entschädigt werden (sog. "Kaldor-Hicks-Kriterium").

    Dies beinhaltet im vorliegenden Fall zwangsläufig, dass die Nutznießer einer Verbesserung der Tankersicherheit die Eigentümer der Tanker finanziell entschädigen müssen.

Wie können also konkrete politische Instrumente aussehen, die diesen Gedanken von Pigou und Coase Rechnung tragen?

(vgl. "Staatliche Instrumente" )

Nebenbemerkung zum Verhältnis von Ökonomie und Ökologie

Aus ökonomischer Sicht besteht eine ökologische Zielsetzung keineswegs in der Beseitigung aller Umweltschäden, so wünschenswert dies auch sein mag. Wirtschaftlich vernünftig ist die Vermeidung und Beseitigung von Umweltschäden genau dann und nur so lange, wie die die Kosten hierfür kleiner als der Schaden sind.
 

Schadensvermeidungskosten < Schaden

Umweltpolitik unter umweltökonomischem Aspekt muss und soll effizient sein. Aufwendungen für die z.B. Luftreinhaltung sind aber nur ökonomisch sinnvoll, wenn der erreichte Nutzen durch die Schadensbeseitigung größer als die Kosten hierfür sind.
 

Umweltschadensbeseitigungskosten < Umweltverbesserungsertrag

Beispiel:

Durch Schadstoffemissionen in der Luft entsteht alleine in Deutschland ein geschätzter Schaden in Höhe von 24 Mrd. € (in Preisen von 1984). Unter Kosten-Nutzen-Relation stellt sich nun z.B. folgende Fragen: 

  • Welche Kosten muss man aufwenden, um eine zusätzliche Qualitätsstufe von Umweltzustand (z.B. eine Tonne Schwefeldioxid oder eine Milliarde Schaden durch Luftverschmutzung weniger) zu erreichen? 

  • bzw.
  • Welche zusätzliche Qualitätsstufe von Umweltzustand (z.B. Tonnen Schwefeldioxid oder Milliarden Schaden durch Luftverschmutzung weniger) erreiche ich mit einer Investiton von einer Milliarde € in Filteranlagenvon Heizkraftwerken?

  • usw.
Zweites Beispiel:

Für die Beseitigung der Folgeschäden, die durch den Öltanker "Prestige" verursacht wurden (-> Vgl. Beispiel), hat alleine die spanische Regierung bis heute 80 Millionen Euro ausgegeben. Bis alle Schäden beseitigt sind, wird der Schaden ein Mehrfaches hiervon betragen. Somit sind auch ökonomisch alle Aufwendungen sinnvoll, die zukünftig solche Schäden vermeiden und zugleich billiger als diese zu erwartenden Schäden sind. Wird der Schaden vielleicht endgültig auf 200 Mill. € zu beziffern sein und ist in den nächsten 50 Jahren nach der Verkehrsdichte vor der galicischen Dichte mit vier weiteren derartigen Vorfällen zu rechnen, so würden sich alle Aufwendungen unter 800 Mill. €  volkswirtschaftlich "rentieren", wenn dadurch derartige Schiffsunglücke zukünftig vermieden werden könnten. Könnte man dieses Ergebnis mit einem Aufwand von nur 200 Mill. € erreichen, so ergäbe sich sogar eine Kosten-Nutzen-Relation von 1:4. Diese ökologische Maßnahme wäre damit auch ökonomisch sinnvoll.

Fazit: 

Aus ökonomischer Sicht beinhaltet eine wohlfahrtsmaximale Lösung der Umweltprobleme nicht die Beseitigung aller Schäden und die Vermeidung aller Belastungen, sondern die Minimierung der Summe aus Umweltschadensbeseitigungskosten und  Umweltschadenskosten.
 

MAX(Umwelt) = MIN(Umweltschadensbeseitigungskosten+ Umweltschadenskosten)

In diesem Sinne erwartet die Bundesregierung (Umweltbericht 1971) einen ökologischen Beitrag der Wirtschaftswissenschaften dahingehend,  dass sie 

  • Umweltschutzmaßnahmen und Umweltschäden bewertet und vergleicht 
  • umweltpolitischer Instrumente bewertung und entwicklt 
  • den Einfluss des Umweltschutzes auf die gesamtwirtschaftlichen Ziele untersucht
  • die ökonomisch-ökologischen Beziehungen zwischen der Umweltpolitik und anderen Politikbereichen untersucht
  • die ökonomischen Konsequenzen globaler Umweltproblemen untersucht und Lösungsvorschläge hierfür entwicklt.
Wichtige Arbeitsgebiete der Umweltökonomie sind die Schätzung von Umweltschäden und die Erweiterung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (Errechnung von Bruttoinlandsprodukt bzw. Bruttosozialprodukt) um die mit der wirtschaftlichen Leistung einhergehenden Umweltschäden. 

Die wissenschaftliche Disziplin Umweltökonomie definiert sich in diesem Sinne als Wirtschaftswissenschaft, die in ihren Theorien, Analysen und Kostenrechnungen ökologische Parameter einbezieht und politikberatende Funktion hat.


Links:

Pigou
http://www.kgh-online.de/infoschul/projekt/haseluenne/oekonome/pigou.htm
Pareto
http://www.kgh-online.de/infoschul/projekt/haseluenne/oekonome/pareto.htm
Kaldor und Hicks
http://www.google.de/search?q=cache:rbNJoC7lFZkC:dochost.rz.hu-berlin.de/
humboldt-vl/schwintowski-hans-peter/PS/Schwintowski.ps+kaldor-hicks+geboren&hl
=de&lr=lang_de&ie=UTF-8
 

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Dies ist sind Unterrichtshilfen des Hauptseminars "Ökonomie und Globalisierung" der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd!
Wir sind dankbar für Kritik,  Hinweise sowie Ergänzungen und integrieren gerne uns zugesandte Informationen, Links und Unterrichtseinheiten!

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