Koedukation als Verfestigung geschlechtsspezifischer Benachteiligung?

Ein kleiner Beitrag zur Medienpädagogik


Unterrichtserfahrung und Selbsteinschätzung von Schülerinnen 

Alle Untersuchungen zum Lernverhalten und zu den Lernergebnissen im EDV-Unterricht zeigen eklatante Unterschiede zwischen der Computernutzung von männlichen und weiblichen Schülern. Dies wird durch Untersuchungen zur privaten EDV-Nutzung bestätigt.

Zwei Beispiele aus einer einjährigen, flächendeckenden Langzeitstudie zum Notebook-Einsatz in Österreich: (Forschungsprojekt Vernetzte Bildung, Salzburg 1998):

Die Autoren fordern aufgrund ihrer Untersuchungen, dass als Kompensation gegen die latente Benachteiligung von Mädchen im Schulunterricht und die Verstärkung schon bestehender Unterschiede im Vorwissen zumindest ein Teil des Unterrichts aus geschlechtshomogenen Gruppen bestehen sollte, damit sich die Mädchen in einem pädagogischen Freiraum besser entwickeln und auch ihre eigenen Stärken entdecken und entfalten können.

Ähnliche Positionen vertreten viele Frauengruppen und Frauenselbsthilfeeinrichtungen (wie z.B. der Verein zur Förderung von Frauen im Internet in Österreich (Kontakt: womenwork@new.technologies ). Zwar herrschen auch hier über die Frage eines geschlechterspezifischen Zugangs zur Technik und EDV Meinungsunterschiede (Einige Frauen bescheinigen Frauen generell eine andere Art des Herangehens, andere argumentieren, dass Technik an sich "geschlechtsneutral" sei, den Frauen fehle mitunter nur der Mut für Neues). Einig ist man sich aber darin, dass in bestimmten Bereichen der EDV-Ausbildung und Weiterbildung die Bildung von Frauen- oder Mädchengruppen sinnvoll sei (auch wenn man an der gemeinsamen Erziehung der Geschlechter, also der Koedukation, grundsätzlich festgehalten will).
Der geschlechtsspezezifische Freiraum ist nach Ansicht der Autorinnen erforderlich, um Frauen und Mädchen - wenn nötig - dazu zu ermutigen, in Ruhe Fragen zu stellen, ohne dass sie von Männern oder Buben, die ihre scheinbare "Überlegenheit" beweisen wollen, belächelt werden. Außerdem sollen frauenspezifische Zugangsweisen zu EDV und Technik unterstützt und Defizite bewusst abgebaut werden. Dabei werden das Lernen am weiblichen Vorbild, die bewusste Vermeidung von stereotypen Rollenbildern in der Sprache ("Der Chef sagt zur Sekretärin..."), das Konzept von Mentorinnen und die gezielte Entwicklung von Berufsbildern als besonders wichtig erachtet. (Vgl. http://www.webgrrls.at/knowledge/wowork.htm)

An der Berufsschule 4 läuft nun seit dem Schuljahr 1999/2000 ein Modellversuch, bei dem alle anlagenorientierten Unterrichtsbestandteile in Bankfachklassen weitgehend (soweit die Unterrichts- und Lehrereinsatzplanung dies zulassen) getrennt nach Geschlechtern stattfinden.

Am Ende des Schuljahres 2000/2001 sollen dann die Erfahrungen der Schüler und Schülerinnen und der dort eingesetzten Lehrkräfte in einer Befragung erfasst und ausgewertet werden.

Mit ersten Ergebnissen kann im Oktober 2001 gerechnet werden.

Oktober 2000

Dr. Peter Kührt
Berufsschule 4
Nürnberg

Anlage-Alternativen für AzubisErste Befragungsergebnisse 9/01 (Klasse BK12C)
Anlage-Alternativen für AzubisGesamtergebnis 10/01 (Klassen BK12A+BK12C+BK12D)


........Schulen ans Netz made in Nürnberg

(Ein Konzept des Amtes für Berufliche Schulen und Schulpädagogik der Stadt Nürnberg - SchB)
 

 

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