Ein Trauerspiel!
 

Leider läuft im Bildungsbereich alles noch immer wie in den letzten 20 Jahren. Erst machen die Verantwortlichen jahrelang nichts – und wenn sie dann etwas machen, dann ist es meistens schief, das Falsche, am eigentlichen Problem vorbei, Restriktionen statt Motivation, Hardware statt pädagogische Konzepte, zu groß statt angemessen, ein pädagogisches Konzept statt pädagogische Freiräume, abgehobene Prinzipien statt praxisnahe Hilfen für den pädagogischen Alltag.

Auch bei der Digitalisierung ist es nicht anders.

- Da hatten wir jetzt 2020 einen von der Bundesregierung ausgeschriebenen bundesweiten Ideenwettbewerb ("Hackathon") mit 10.000 Teilnehmer/innen - kein einziger Vorschlag wurde von der Politik umgesetzt. Jetzt versuchen ein paar gemeinnützige Initiativen und Start ups zumindest ein paar Ideen noch umzusetzen.

- Der zweite Hackathon 2021 war inhaltlich so gelenkt und thematisch abgehoben, dass die ganze Digital-Szene geradezu erstarrt ist. Kein Wunder, wenn es nur noch um Achtsamkeit, Diversity, Resilienz und Selbstbehauptung geht, die Lehrer vor Ort aber digitale Konzepte für ihren Alltagsunterricht benötigen. Wie formulierte es doch ein Vertreter der Berliner Schulbehörde? Die Schüler brauchen kein Mathe, sondern Teilhabekompetenz!

- Die Bildungsministerin in der Bundesregierung hat jetzt die unvorstellbare Summe von mehr 500 Millionen Euro zur Verfügung, verbrät diese aber für eine völlig abgehobene Meta-Plattform, die kein Mensch braucht. Das entspricht der Ignoranz vieler Schulleiter, die die Initiativen und Vorschläge netzaffiner Kollegen dadurch abwürgen, dass sie für viel Geld eine Unternehmensberatung beauftragen, die dann für viel Geld ein völlig abgehobenes IT-Konzept vorschlägt, das die Kollegen völlig überfordert und niemand im Kollegium jemals verwenden wird.

Usw. Usf.

Man könnte heulen.

Natürlich gibt es Gott sei Dank im Gefolge von Corona etliche Schulen und Kollegen, die gute Sachen machen. Und vielleicht sogar ein paar Schulleiter und Regierungsmitarbeiter, die vernünftige Konzepte entwickeln und realisieren.

Das Gros von Schulleitern, Sachaufwandsträger und Regierungsstellen ist aber immer noch dabei, vernünftige und praktikable digitale Lösungen in den Schulen zu bremsen und zu verhindern.

Was ist denn jetzt so schwierig daran, die Schulen mit einer (möglichst einheitlichen) IT-Grundausstattung zu versehen (Rechner, Beamer, Visualizer), eine professionelle IT-Betreuung zu organisieren, ein Intranet und ein Netzlaufwerk einzurichten und dann die Lehrer mit einer Vielzahl von Fortbildungen, gemeinsamen Projekten, neuen didaktischen Konzepten und viel Freiraum an pfiffigen, abwechslungsreichen, anspruchsvollen didaktischen und methodischen Lösungen für ihren Unterricht herumwerkeln zu lassen?

Das würde für einen digitalen Aufbruch und ein neues handlungs- und projektorientiertes Lernen erst einmal völlig genügen.

 

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