Web 2.0: Eine neue Qualität im Unterricht oder Rückkehr zur "Bewahrpädagogik"? Eine kritische Anmerkung |
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Wenn ich mir meine Schüler/innen und Kolleg/innen im Schulalltag vor Augen halte, ist nach etwa 15 Jahren unterschiedlichster Fortbildungsbemühungen in Richtung EDV-Einsatz und Internetnutzung sowie einer massiven EDV-Aufrüstung und Vernetzung an Nürnberger Berufsschulen zwar nicht zu verkennen, dass
Andererseits ist aber auch unübersehbar, dass
Schein bzw. Anspruch der dualen Welt und reale Handlungsfähigkeit bzw. Beherrschung des Mediums (um nicht den strapazierten Begriff "Medienkompetenz" zu verwenden) klaffen also noch immer weit auseinander - angesichts immer komplexeren und undurchschaubareren Oberflächen vielleicht sogar mehr denn je. Wir führen z.B. derzeit an unserer Schule wieder eindeutige und verbindlichen Regularien für das Abspeichern von Dateien im Intranet ein, weil das gemeinsame Laufwerk aller Lehrer/innen und Schüler/innen schon nach zwei Monaten Unterricht zunehmend zum Datenchaos verkommt. Verstöße gegen die vorgegebene "Intranet-Etiquette" werden ab sofort durch Datenlöschung geahndet. Fast noch bedenklicher scheint mir: Nicht länger nur die älteren Kolleg/innen sind es, die nach pädagogischen Plattformen rufen, um anstelle von offenen EDV-Systemen durch Internetsperre und Beschränkung auf ein Anwenderprogramm das Handeln ihrer Schüler/innen im Unterricht steuern, beherrschen und kanalisieren zu können - auch immer mehr junge Kolleg/innen wünschen sich diese Form der "Bewahrpädagogik", wie Dichanz dies nennt. Eine Tendenz, die nicht nur die Delphi-Studie auch empirisch belegt. Die Gründe hierfür sind vermutlich die gleichen wie bei der Einführung des Internet. Politik, Schulbehörde, aber auch nicht wenige Kolleg/innen verkennen, dass der Interneteinsatz im Unterricht nicht nur ein technischer, sondern vorwiegend ein pädagogischer Prozess ist. Ein vernünftiger EDV-Einsatz an Schulen setzt somit pädagogische Konzepte voraus, am Besten anspruchsvolle, abwechslungsreiche und pfiffige Unterrichtseinheiten mit projektorientierten Unterrichtsformen. Sichtbar mehr EDV-Kompetenz jüngerer Lehrer/innen führt also nicht automatisch zu größerer pädagogischer Souveränität im edv- und internetgestützten Alltagsunterricht - was vermutlich mit der naiven EDV-Ahnungslosigkeit der nichtpädagogischen Öffentlichkeit und der vorgesetzten Schulbürokratie korrespondiert, die davon ausgeht, dass schon ein Computer oder ein Internetzugang im Klassenzimmer andere Schüler, andere Lehrer, einen anderen Unterricht und eine andere Schule bewirken würden. "Die neue Lehrergeneration in der BRD etwa, die sich noch in der Ausbildung befindet, ist nach einer Studie der Universität Bielefeld zwar weitgehend fit am Computer, doch fühlt auch sie sich nur unzureichend für den Unterrichtseinsatz mit den neuen Medien vorbereitet." (zit. n. Stangl). Wohin also geht der EDV-Einsatz im Unterricht? Vorwärts oder rückwärts? Lassen wir uns überraschen. PS: Alleine der Übergang vom alten
lo-net zur verbesserten lo2-net-Plattform von Lehrer Online
führte z. B. an unserer Schule dazu, dass kein einziger Lehrer an der
Schule die Plattform mehr verwendet.
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