Fritz
Langs Stummfilmklassiker „Metropolis“ kennt jeder Kinofan.
Die höchst eigenwillige Vertonung durch den Fürther Klangkünstler
Michael Ammann nicht ganz so viele. Ein Wiederhören und -erleben
gab es nach sieben Jahren nun erneut im Babylon-Kino im Rahmen von dessen
Zehn-Jahr-Jubiläumsprogramm - ergänzt um die 80 Jahre lang verschollenen
Szenen des Originals, die 2008 in Argentinien entdeckt wurden.
Und plötzlich wird ein Stummfilmklassiker topaktuell: Reichlich experimentelle
Elektroklänge hat der Fürther Klangtüftler Michael Ammann
ins bald 90-jährige „Metropolis“-Epos gebracht....
....So ein Stummfilmabend hat meist etwas Unterhaltsames. Da mag, wie
in „Metropolis“, die halbe Welt einstürzen, weil die
geknechteten Arbeiter nicht mehr in der Unterstadt an ihre Maschinen gefesselt
bleiben wollen: Ein pathetisches Orchester oder ein Live-Musiker am Klavier
distanzieren das grausamste Leinwand-Geschehen mit theatralischen, oft
auch mit kontrastierenden, unfreiwillig heiteren Tönen.
Der Komponist und Klang-Pionier Michael Ammann, als Improvisator und Vokalkünstler
weit über Fürth hinaus bekannt, ging bei seiner Vertonung von
Fritz Langs berühmtestem Film einen ganz anderen Weg. Statt Erhabenheit
oder Beschwingtheit herkömmlicher Musik ist bei ihm experimentelle
Elektronik angesagt. Er erzeugt einen Sound aus sphärischen Klängen,
Industrial-Anleihen, Hörspiel-Elementen, verzerrten Sprechgesängen
und dramatischen Motorengeräuschen.
Aufführungen 2009
"Die Klanggestaltung mit der Wellenfeldtechnik, die Metropolis durch
Michael Ammann erfährt, erzeugt beim Zuschauer eine intensive Nähe
zu dem Geschehen des Films. Die unterbewusst wahrnehmbaren Signale werden
vergrößert und dadurch bewusst gemacht, man kann sagen darin
wirkt die Komposition von Michael Ammann bewusstseinserweiternd."
Bertina Schulze-Mittendorff (Tochter von Walter Schulze-Mittendorff /
Plastiken Metropolis, Hamburg Jan. 2009)
"Uns
haben die Sphärenklänge bspw. im Labor und im Kontext des Molochs
überzeugt."
Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung (Wiesbaden Feb. 2008)
Peinigend
wuchtige Klangwellen
Metropolis in der 5.1 Neuvertonung von Michael Ammann.
“Fritz Langs Stummfilm-Klassiker Metropolis von 1927 hat im Laufe
der Zeit diverse Bearbeitungen erlebt, darunter die verschiedenartigsten
Begleitmusiken. Nun hat der Fürther Komponist Michael Ammann eine
Tonspur für den Zwei-Stunden-Streifen entwickelt, die mit den Konventionen
der Stummfilm-Vertonung konsequent bricht - und gerade deshalb besonders
aufregend wirkt.
Michael Ammann, in Fürth lebender und über Fürths Grenzen
hinaus bekannter Improvisator, Vokalkünstler und Soundtüftler,
setzt den diversen Musik-Adaptionen für Metropolis eine Welt der
Geräusche, einen ganzen Kosmos irritierender Klänge entgegen.
Michael Ammann hat dazu einen dichten Klangteppich, eine oft verstörende
oder zumindest irritierende Geräuschkulisse geschaffen, die den Kinogänger
in wuchtigen Wellen körperlich trifft. Wenn der wütende Arbeiter-Mob
die Herzmaschine vernichtet und dadurch die unterirdische Stadt der Vernichtung
durch plötzlich freiwerdende Wassermassen preisgibt, dann steigert
sich die pulsierende Maschinenmelodie zu einem peinigendem, schmerzhaftem
Lärm, der ins Geschehen hineinzieht, der das Abschalten, die virtuelle
Flucht vor der Macht der visuellen Eindrücke unmöglich macht.
Keine flauschigen Melodien lenken hier mehr von dem Sog ab, den Langs
schwarzweiße Visionen erzeugen. Ammann ist eine so puristische wie
packende Version gelungen.”
Hans von Draminski (FN 17.3.2009)
"Ein
echter Genuss! Ich habe den Film schon mehrmals gesehen, aber dieses Mal
sah ich Szenen, die mir vorher nie aufgefallen waren und der Film 'zog
sich' auch nicht so...Ich konnte wahrhaftig die Hitze spüren, den
Sandstein unter den Fingern fühlen, den muffigen Geruch im Keller
riechen und Freders Adrenalinkick teilen. Das muss eine Filmbegleitung
erst einmal schaffen! Sehr gut gemacht!"
Wiebke Lutz (Hörkunst e.V. Erlangen)
Michael Ammann's "Metropolis"
"Cineasten kennen "Metropolis", den legendären Stummfilm-Klassiker
von Fritz Lang aus dem Jahre 1927. Cineasten schätzen "Metropolis",
den visuellen Einfallsreichtum, die futuristische Architektur, den für
die damalige Zeit unglaublichen technischen Aufwand dieses wuchtigen Stück
Kinos, welches gemeinhin dem Science-Fiction-Genre zugeordnet wird. Cineasten
haben "Metropolis" schon mehrmals gesehen - in verschiedensten
Versionen der musikalischen Untermalung, mit pfiffigen Percus-sionisten,
Kammermusiktrios oder reiner Streicher-Begleitung.
Und selbst für diese exotische Spezies der Kinogänger ist das
Erstaunen riesengroß, wenn sie plötzlich "Metropolis"
in der Bearbeitung von Michael Ammann sehen. In der gibt es nämlich
gar keine Musik, sondern nur künstliche Geräusche oder genauer
gesagt nur Stimmlaute - allerdings bis zur Unkenntlichkeit durch modernste
PC-Technik in eine Toncollage verwandelt, für deren Beschreibung
es schlicht und einfach keine Worte gibt. "Sounddesign" wäre
wohl der korrekte neudeutsche Begriff dafür. Darf man das, einem
Klassiker einfach frech die ursprüngliche Partitur wegnehmen und
in ein zeitgemäßes Gewand stecken? Man denke bloß an
die farblichen "Modernisier-ungen", bei denen ein Pseudo-Künstler
wie Georgio Moroder gerade dieses Werk vor einigen Jahren in einer Art
Pop-Kultur-Wahn grässlich verunstaltet hat.
Aber 'musikalisch' funktioniert es. Nicht nur das: es fasziniert!! Auch
wenn diese Umschreibung abgedroschen klingen mag, aber durch diese "Ton-Bearbeitung"
wirkt "Metropolis" auch für Cineasten noch einmal wie ein
völlig neuer Film. Dessen "musikalische" Grundstimmung
ist nicht nur düster, sie ist beklemmend (und rückt damit Fritz
Langs Werk in die Nähe der expressionistischen Horrorfilme jener
Zeit). So beklemmend, dass manche Zuschauer am Schluss vor lauter Anspannung
das Klatschen vergessen. Szenen, die man bisher der theatralischen Kitschgrenze
zuordnete und milde belächelte, wirken nun klaustrophisch und alptraumhaft.
So wie der ganze "neue" Film. Wenn es je eine Fassung gegeben
hat, die diesem visionären und futuristischen Film die angemessene
"Stimme" gegeben hat, dann ist es diese. Die atemberaubende
Architektur der Bilder und die adäquaten irritierenden "Klänge"
gehen eine Symbiose ein und ergeben so ein neues Ganzes.
Diese "Metropolis"-Fassung ist nun ein Film geworden, den man
sich unbedingt anhören sollte. Nicht nur Cineasten. Auch alle anderen,
die über Ohrmuscheln verfügen....."
Rainer Mesch (Ufer Palast Fürth)
"Michael
Ammann hat es geschafft, den doch schon oft gesehenen Klassiker "Metropolis"
von Fritz Lang mit seiner Komposition völlig neu zu interpretieren.
Moderne, elektro-akustische Klangerzeugung trifft Stummfilm. Das gewagte
Experiment am großen Erbe der Kinogeschichte ist gelungen und gibt
dem Film eine neue Raumebene, die ihn aus der Vergangenheit in die Gegenwart
holt, ohne ihn an sich zu verfälschen oder dessen Inhalt neu umzuinterpretieren.
Eine in unserer Region seltene Bereicherung."
Alexander von Prümmer (Medienkünstler Berlin)