T H E  F A L L  O F  T H E  H O U S E  U S H E R

Quadrophone Live Vertonung von Michael Ammann (Phonetik / Filter) und Kathrin Münten (Kontrabass).

Quadrophone Live Vertonung
“The Fall of the House Usher war nach ‘Vampyr’ von C.T. Dreyer der zweite Stummfilm, den ich in Zusammenwirken mit K. Münten vor Publikum vertonte. Der Film wurde komplett improvisatorisch, in einem Prozess des ‘Instant Composing’, gespielt. Keiner von uns sollte ihn vorher sehen und so bestand das Experiment darin, ihn einerseits aus der Sicht des Zuschauers akustisch zu re-agieren, andererseits situative Entscheidungen für die Loslösung vom Bild zu treffen. Darüberhinaus gab es kaum Absprachen zwischen Frau Münten und mir, wir probten zwei mal im Vorfeld an anderen Stummfilmen. Aus den kompositorischen Arbeiten zu ‘Metropolis’ hatte ich meine Klangsprache für Stummfilme, die in ihrem Wesen als abstrakt, surreal oder impressionistisch gelten, auch hier anwenden können, was meint, das ich vornehmlich auf verfremdete, verzerrte und geräuschlastige Klänge zurückgriff und die Trennung aus Abbildung und Musikalisierung auflöse. So waren zwar die einzigen Klangquellen meine Stimme und der Kontrabass Müntens, aber sie waren selten als solche zu erkennen.

5.1 Mixing und Mastering
In viermonatiger Arbeit (parallel zu ‘Vampyr’) wurde das mitgeschnittene und live-quadrophone-verräumlichte Material im Toen.Studio überarbeitet und eine DVD im 5.1 Surround Format produziert. Ich griff dabei nur auf das live Eingespielte zurück, um möglichst viel der intuitiven Umsetzung zu erhalten. Problematisch gestaltete sich hierbei der teils aufgenommene Raum bei der Performance, der an manchen Stellen nicht die gewünschte Synthese mit dem im Film abzubildenden Raum einging.” (Michael Ammann Feb.2010)

The Fall of the House Usher im Stereo Format:

Usher01 16:45 min
Usher02 18:50 min
Usher03 17:40 min
Usher04 09:26 min

The Fall of the House Usher
Frankreich 1928 / 66 min
Regie: Jean Epstein
Regieassistenz: Luis Buñuel
Darsteller: Jean Debucourt, Marguerite Gance
Charles Lamy, Fournez-Goffard

Allan (Charles Lamy) reist alarmiert durch den Brief seines Freundes Roderick Usher (Jean Debucourt) zu dessen einsam gelegenen Famiiensitz, den der Hauch des 'Übernatürlichen' umgibt. Dort lebt Roderick, der letzte Nachkomme seiner Familie, zurückgezogen mit
seiner Frau Madeleine (Marguerite Gance), die an einer geheimnisvollen Krankheit leidet.
Roderick selbst ist davon besessen seine Frau immer und immer wieder zu porträtieren. Der letzte wichtige Protagonist ist das Haus selbst, das mit seinen übergroßen, leeren Räumen weniger als realistischer Hintergrund fungiert. Vielmehr betonen wiederholte Einstellungen des Korridors, der durch Wind und das Flackern der Vorhänge seltsam belebt anmutet, die Lebendigkeit des Gebäudes.
Als Madeleine schließlich ihrem Leiden erliegt, wird die Atmosphäre noch düsterer. Rodericks Paranoia steigert sich sichtbar, der objektive Beobachter Allan verliert seine Stellung außerhalb des Geschehens, wird stattdessen in Rodericks Wahnvorstellungen verstrickt. Als Allan eines Nacht versucht den aufgewühlten Roderick zu beruhigen, vermischen sich die vorgelesene Rittergeschichte, die Auswirkungen des Sturms und das Schicksal der verstorbenen Madeleines zu einem phantastischen Horrorszenario.

La Chute de la Maison Usher gilt unangefochten als das persönliche Meisterwerk des Regisseurs und Mediziners Jean Epstein. Der Film ist Wegweiser desfranzösischen Avantgarde- und Horrorfilms, in dem der Regisseur thematische und optische Motive seiner früheren Werke perfektioniert. So fließen vor allem impressionistische Konzepte ein, welche die Betonung vom Emotion und Gefühl durch filmspezifische Techniken zu erreichen suchen. Visuelle Gestaltungsmerkmale wie Zeitlupe, Großaufnahmen, Überblendungen, Tiefenschärfe, der Wechsel von Stillstand und Bewegung und Montage ermöglichen es, Trance ähnliche Wahrnehmungen medial umzusetzen und die Wirkungsweisen von Filmbildern zu erforschen.
Im Jahr 2000 wurde der La Chute de la Maison Usher als einer von jährlich 25 Filmen in die National Film Registry benannt. Durch diese Ernennung und die damit verbundene besondere Behandlung des Filmmaterials konnten bislang 425 als kulturell und künstlerisch wertvoll eingestufte Filme vor dem Verfall bewahrt werden.

Die Kurzgeschichte, auf deren Motiven der Film beruht, stammt aus der Feder des amerikanischen Autors Edgar Allan Poe. The Fall of the House of Usher erschien erstmals 1839 in Burton's Gentleman's Magazine und wurde seitdem zehnmal verfilmt, u.a. 1960 mit Vincent Price in der Hauptrolle.
Der größte Unterschied zwischen Buch und Verfilmung liegt darin, dass der Regisseur und Drehbuchautor Epstein die im Original als Zwillingspaar angelegten Protagonisten filmisch als Ehepaar umsetzt. Damit nimmt er das in der Kurzgeschichte relevante Thema des Inzests heraus, welches bei Poe nicht nur die Beziehung der Geschwister prägt, sonder auch als Erklärung für die Degeneration des Hauses Usher dient. (Quelle:StummFilmMusikTage Erlangen - Archiv)