V
A M P Y R
- D E R T R A U M D E S A L L A N G
R A Y
Quadrophone Live Vertonung von Michael Ammann (Phonetik / Filter) und
Kathrin Münten (E-Kontrabass). 2009
Quadrophone Live Vertonung
‘Vampyr’ von C.T. Dreyer war der erste Film, den ich in Zusammenwirken
mit K. Münten vor Publikum live vertonte. Der Film wurde komplett
improvisatorisch, in einem Prozess des ‘Instant Composing’,
gespielt. Keiner von uns hatte ihn vorher gesehen und so bestand das Experiment
darin, auf ihn aus der Sicht des Zuschauers akustisch zu re-agieren und
situative Entscheidungen für die Loslösung vom Bild zu treffen.
Aus den kompositorischen Arbeiten zu ‘Metropolis’ hatte ich
meine Klangsprache für Stummfilme, die in ihrem Wesen als abstrakt,
surreal oder impressionistisch gelten, auch hier anwenden können,
was meint, das ich vornehmlich auf verfremdete, verzerrte und geräuschlastige
Klänge zurückgreife und die Trennung aus Abbildung und Musikalisierung
auflöse. So waren die einzigen Klangquellen meine Stimme und der
Kontrabass Müntens, aber sie waren selten als solche zu erkennen.
5.1 Mixing und Mastering
In viermonatiger Arbeit (parallel zu ‘The Fall of the House Usher’)
wurde das mitgeschnittene und live-quadrophone-verräumlichte Material
im Toen.Studio überarbeitet und eine DVD im 5.1 Surround Format produziert.
Ich griff dabei nur auf das live Eingespielte zurück, um möglichst
viel der intuitiven Umsetzung zu erhalten. Problematisch gestaltete sich
hierbei der teils aufgenommene Raum bei der Performance, der an manchen
Stellen nicht die gewünschte Synthese mit dem im Film abzubildenden
Raum einging.” (Michael Ammann Feb.2010)
Vampyr im Stereo Format:
Vampyr01 18:05 min
Vampyr02 15:26 min
Vampyr03 17:15 min
Vampyr04 18:58 min
Vampyr - Der Traum des Allan Grey
Frankreich/Deutschland, 1931/32 73 Minuten
Regie: Carl Theodor Dreyer
Drehbuch: Carl Theodor Dreyer, Christien Jul
Kamera: Rudolph Maté, Louis Née
Orginal Musik: Wolfgang Zeller
Darsteller: Albert Bras, Rena Mandel, Henriette Gérard, Jan Hieronimko,
Sybille Schmitz, Julian West, Maurice Schutz
Frei nach dem Roman “In a Glass Darkly“ von Joseph Sheridan
Le Fanu
Der Reisende Allan Gray macht Halt in einem einsamen Gasthof im Dörfchen
Courtempierre. Die Umgebung ist ihm so unheimlich, dass er nachts einen
seltsamen Traum hat: Eine alte Frau, die auf dem Dorffriedhof beerdigt
wurde, ist ein Vampir. Sie hat sich den Dorfarzt und seinen Gehilfen,
der ein Holzbein trägt, zu Dienern gemacht. Das neue Opfer des Vampirs
ist die ältere Tochter des Schlossherrn, der vom Gehilfen ermordet
wurde. Die Tochter wird von dem Vampir gebissen. Nur eine Bluttransfusion
kann sie noch retten. Allan Gray, der in die jüngere Tochter Giséle
verliebt ist, wird vom Dorfarzt überzeugt, sein Blut zu spenden.
Der Arzt versucht später jedoch, die ältere Tochter in den Selbstmord
zu treiben. In letzter Minute gelingt es ihrem Diener, sie zu retten.
Jener Diener liest in einer alten Chronik, wie Vampire vernichtet werden.
Mit Hilfe Allan Grays öffnet er das Grab der alten Frau und durchbohrt
den gerade im Sarg liegenden Vampir mit einem eisernen Pfahl. Die Macht
des Vampirs ist erloschen, seine Gehilfen bezahlen ebenfalls mit ihrem
Leben für ihre Taten.
Als Carl Theodor Dreyers VAMPYR 1932 in die Kinos kam, wurde der angesehene
Regisseur von der Filmkritik für seinen Ausflug ins vermeintlich
“triviale” Horrorgenre abgestraft. Erst Jahre später
wurde VAMPYR als avantgardistisches Meisterwerk neu entdeckt. Mit einer
überaus beweglichen Kamera und einer expressiven Lichtgestaltung
schafft Dreyer eine gespenstisch-traumartige, ebenso beklemmende wie suggestive
Atmosphäre. Gedreht wurde, anders als damals üblich, nicht im
Studio, sondern vorwiegend an Originalschauplätzen.
Doch obwohl Vampyr Carl Theodor Dreyers erster Tonfilm war, enthält
er zahlreiche Zwischentitel, teilweise übertrieben körperbetonte
Darstellungen und relativ wenig gesprochenen Text. Die simple Handlung
und die knappen Dialoge des Films treten jedoch gegenüber der visuellen
Aussagekraft in den Hintergrund.Durch den Einsatz spezieller Kamerafilter
(teilweise aus Gaze) und einer ausgefeilten Beleuchtungstechnik erzeugte
Dreyer eine unheimliche und traumartige Atmosphäre. Die für
damalige Verhältnisse bemerkenswerten und innovativen Spezialeffekte
(Schatten führen ein reges Eigenleben, Allen sieht sich selbst im
Sarg liegen, Szenen laufen rückwärts ab) tragen einen weiteren,
wesentlichen Teil zur unheimlichen Wirkung des Films bei.
Bei der Besetzung verzichtete Dreyer größtenteils auf professionelle
Schauspieler und griff hauptsächlich auf Laien zurück. Da der
Film auf Deutsch gedreht wurde, viele der Akteure diese Sprache jedoch
nicht beherrschten, lernten sie ihre Texte phonetisch. Mit dem Geld des
niederländischen Filmenthusiasten Nicolas de Gunzburg wurde Vampyr
produziert und dieser trat unter dem Pseudonym Julian West auch in der
Hauptrolle auf.
(Quelle: Deutsches Filminstitut - Cinedays.de 2003)