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W O R K
Manipulated Instant Auditives
Kritiken
zu WORK 2010/11
MICHAEL AMMANN Work 2010/11: Mein erster Eindruck von dieser akustischen
Kunst und Spatialphonetik ist der eines Parasiten vom Biotop, das ihn
als Wirt trägt.Und diese ‘OtZone’, diese ganze Welt,
ist hier ein exorbitantes Maulwerk. Denn die einzige Klangquelle ist die
Stimme, allerdings stark bearbeitet, gefiltert und spationiert. Ammann,
seit 1990 in Fürth und von da aus Initiator des Elektroakustischen
Raumklang Festivals Quadrophonia in Nürnberg, ist Spezialist für
Raumklang, gipfelnd in der Wellenfeldsynthesetechnik, die eine ‘akustische
Holographie’ ermöglicht. Aber auch schon beeindruckend mit
seinen Neuvertonungen von Metropolis, Vampyr und The Fall of the House
of Usher im Surroundformat 5. 1.
Ein schönes Stichwort bei ihm ist ‘UKO’, was sich als
Unbekanntes Klang-Objekt lesen lässt. Ammann gestaltet phänomenale
Narrative, indem er sein Klangmaterial sowohl verfremdet als auch besonders
plastisch erscheinen lässt. Hier ist es der Mund, das Maul, als Walfisch
für einen Jonas, als Terra incognita für eine Jules-Verne-Expedition.
Als Phil-Minton-Schlund, so alpin vergrößert, dass man Stühle
aufstellen kann, um mit dem Fernrohr phonetische Steinschläge, schmatzende
Eruptionen, zischende Wasserfälle, Vokalabgänge und Konsonantlawinen
so nah wie möglich zu erleben. Es bildet sich in diesem gedehnten
Raum und den mitverzerrten Zeitblasen, in denen die Sekunden gedehnter
ticken, eine phänomenologische Dyade und dem Mahl-, Mampf- und Schmatzwerk,
dem Höllensturz und dem Verdauungsgebrodel, das ‘uns’
erwartet. Metamorphosen von Humanem zu Animalischem zu Organischem und
weiter zu Mineralischem, Kristallinem, Metalloidem.
BA 82 Rigobert Dittmann, 2014
Subtitled “Manipulated Instant Auditives,” this is a collection
of pieces ranging from 3-6 minutes of “acoustic art.” What
that means is that Michael Ammann uses his voice in various phonetic and
electronic permutation in the attempt to mix time and sound into an organic
whole. Digital filtering, spacing and various software uses are played
with, with the results mixing Eno-like ambience with Kraftwerk inspired
musings. There are various buzzes, bleeps and blurps along with sounds
akin to skipping record needles and dental drills, creating an almost
visceral reaction. I’m not sure if this is more musical/art than
scientific, but it is original and consistent.
by George W. Harris / JazzWeekly • August 11, 2014
A series of electronics pieces which seem to be largely, if not entirely,
voice-sourced.
Ammann, as I understand it, refers having his audience in the dark, wearing
sleeping mask, centered among speakers. I can see the music working well
there, in an INA GRM kind of way--the electronics themselves are often
gripping and always solid enough. They’re often whispered in a manner
that comes off as theatrically menacing and, when elaborated or otherwise
modified by the electronics.
Posted by Brian Olewnick at 5/15/2014
“Noch bevor ich die Tür zu meinem Parkdeck öffnete wusste
ich, was mich erwartet......Ungefähr eine Wolke elektrisch geladener
Teilchen, die bellend über mich herfällt, Fledermäuse in
Ruderbooten. Berüchtigt für Stimmungsschwankungen. Wenn sie
erst einmal in dein Ohr gelangen und dort ganz andere Saiten aufziehen,
wie das brüllt und stöhnt! Schon mal in der Tiefgarage einen
Elefanten aufgeblasen und platzen lassen, in Zeitlupe? Das Getöne
und Gesummse lässt einen nicht wieder los, trägt einen fort.
In den Entlüftungsanlagen. Nein, ein verstorbener Nachrichtensprecher.
Häuft unermüdlich seinen Singsang auf, quetscht seine Stimme
in jeden Lüftungsschacht, bis es unten herausquillt, braun-rosa und
schwer, vom Lüftungsgitter in Scheiben geschnitten. So fluppt das
raus auf die SUVs in der Tiefgarage. Es riecht nach Marshmallows. Unter
den Fahrzeugen aber igeln sie sich ein, die Krokodilbabies. Nein, die
Anwälte der Krokodilbabies.
Oder sind es schon Kleinkinder? Die stehen mit dem Alphorn auf der obersten
Parketage, der Alphornton rollt. Die Auffahrten herab. So tief, so warm,
du denkst an Sommerurlaub auf einer Insel. Nur röter, viel röter
ist dieser Gesang: Duett aus verstorbenem Schaumgummi und Alphornschokolade.
Kein Alarmton. Das Heulen. Lässt uns nicht an Feueralarm denken.
Es ist langsamer und kommt nicht aus der Stadt.”
“Ich bin begeistert!!”
Christian Schloyer - Lyriker (2011)
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