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Schreckgespenst Globalisierung - Ursachen, Erscheinungsformen, Gestaltungsmöglicheiten

Informationen und didaktisch-methodische Hilfestellungen zum Unterricht

Schreckgespenst Globalisierung

 

Welthandel

Zunächst einige Fakten:

  • Das Welthandelsvolumen war 1993 56-mal größer als 1953. Die durchschnittliche Zuwachsrate beträgt 14 % p.a. inklusive Preissteigerungen.
  • Ziemlich gleichbleibend knappe 70% des Welthandels werden zwischen den Industriestaaten abgewickelt (USA, Japan, EU-Länder).
  • Für Deutschland werden die EU-Länder als Außenhandelspartner immer wichtiger (93: 46%, sonstiges Europa 16%, USA 7% - die Zahlen gelten analog für Import und Exporte).
  • Der weitaus größte Anteil der Exporte sind Enderzeugnisse (Fahrzeuge, Maschinen, Chemie, Elektortechnik, insgesamt 88%).
  • Bei den Importen werden ebenfalls Enderzeugnisse immer wichtiger (von 13% in 1950 auf 61% in 1993), der Antei der Rohstoffe ist von 30 auf 6% zurück gegangen.
  • Mit der wirtschaftlichen Entwicklung und durch die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung wandelte sich damit der Außenhandel Deutschlands von einem komplementären zu einem substutiven Warenaustausch (Hardes u.a., Volkswirtschaftslehre - problemorientiert, Tübingen 1995, S.557).
Dies deckt sich mit theoretischen Befunden.

Welthandel 2001 in Mrd. USD

Handelsströme IL SL EL OL insg.
Industrieländer
(IL)
2892 567 379 145 3983
Asiatische Schwellen- u.  Entwicklungs-
länder
(SL)
711 558 162 21 1452
Übrige EL
(EL)
333 30 85 6 454
mittel- u. osteuropäische Länder
(OL)
159 30 14 65 268
(Quelle: IWD 09.01.2003)

Traditionelle Außenhandelstheorie

Nach der Außenhandelstheorie handeln Staaten sowohl bei absoluten als auch bei relativen, sog. "komperativen" Kostenvorteilen ("Riccardo-Modell").

Ein Außenhandel würde also selbst dann Sinn machen, wenn die USA mit gleichem Faktoreinsatz sowohl mehr Weizen und als auch mehr Autos als  Deutschland herstellen könnte, da es dann für beide Länder vorteilhaft wäre, sich auf die Erzeugung eines Gutes zu spezialisieren. Die USA produzieren demnach Weizen, Deutschland Autos.
 

Gut USA D
Weizen 24 10
PKW 18 16

Beispiel (Excel-Datei)

Dies konnte auch empirisch belegt werden. So hatten die USA z.B. um so größere Marktanteile gegenüber Großbritannien je größere die Produktionsvorteile bei einzelnen Gütern waren. Generell führen offenbar niedrigere relative Preise zu höheren Marktanteilen.

(Vgl. Hardes u.a., Volkswirtschaftslehre - problemorientiert, Tübingen 1995, S.559 ff.).

Nach dem "Faktorproportionentheorem" (Heckscher-Ohlin-Samuelson) ist dieser Ansatz auch auf Länder mit geringen und hohen Kapital- bzw. Arbeitskräftekosten übertragbar und führt zu einer länderübergreifenden Angleichung der Arbeits- und Kapitalkosten.

Eine Untersuchugn der "Faktorproportionentheorems" durch Kondratieff erbrachte allerdings das Ergebnis,  dass die USA arbeitsintensive Podukte exportieren und kapitalintensive Erzeugnisse importieren, obowohl es angesichts der Lohnhöhen umgekehrt hätte sein müssen.

(Vgl. Hardes u.a., Volkswirtschaftslehre - problemorientiert, Tübingen 1995, S.562 ff.).

Auch der Außenhandel Deutschlands findet überwiegend mit Ländern statt, die ein vergleichbares Produktivitätsniveau haben.

Auch auf den Warenaustausch mit den Entwicklungsländern ist das "Faktorproportionentheorem" nicht ohne Weiteres übertragbar, exportieren doch die Entwicklngsländer zunehmend Industriegüter (50% ihrer Gesamtexporte).

Die Wachstumsraten für Industriegüterexporte in den Entwicklungsländern waren in  Richtung Industrieländer höher als umgekehrt.

Auch die implizite Wohlfahrtsmaximierung konnte in der Realität nicht verifiziert werden. Festzustellen ist hingegen eine strukturelle Bevorteilung der Industrieländer.

Neuere Erklärungsansätze

"Verfügbarkeitsmodelle"

Danach gibt  es einen internationalen Warenaustausch, wenn ein Land mangels Ressourcen oder technischen Niveaus die inländische Nachfrage nicht befriedigen kann.

Daneben gibt es auch kurzfristige Verfügbarkeitsmängel.

"Neo-Faktorproportionentheorem"

Hier wird das Humankapital in hoch- und niedrig qualifizierte Arbeitskräfte unterteilt. Der Ansatz unterstellt, dass ein kapitalreiches Land über wenige Arbeitskrafte mit hoher Qualifikation verfügt. Länder mit vielen ungelernten Arbeitskräften exportieren demzufolge arbeitsintensive Produkte, Länder mit hochqualifizierten Arbeitskräften exportieren kapitalintensive Produkte. Eine Untersuchung des deutschen Außenhandels in den Jahren 1962 bis 1972 konnte diese Vermutung bestätigen. (Vgl. Hardes u.a., Volkswirtschaftslehre - problemorientiert, Tübingen 1995, S.569)

"Skaleneffekte"

Skaleneffekte beinhalten das Verhältnis von Input und Output. Länder handeln dann, wenn Arbeitsteilungen gemeinsame Wohlfahrtseffekte erzielen. Letztlich führt dies zu eienr völligen Spezialisierung jedes Landes. Dieser Ansatz ist identisch mit dem Ansatz der "komperativen Kostenvorteile".

"Monopolistische Konkurrenz"

Freihandel führt zu einer Aufweichung monopolistischer und oligopolistischer Marktformen. Die Wohlfahrt  steigt mit der Konkurrenz (Preise sinken, Nachfrage steigt).

"Innovationen" ("technological gap trade") und "Produktzyklen"

Als weitere Beweggründe für Außenhandel werden  noch Produktinnovationen in einem Land genannt (dynamische Variante des Verfügbarkeitsansatzes). Dabei ist allerdings zu beachten, dass jedes Produkt auf dem Markt eine Lebenszyklus durchläuft (Theorie des Produktzyklus). (Vgl. Hardes u.a., Volkswirtschaftslehre - problemorientiert, Tübingen 1995, S.571)

Im Handel zwischen Industrie- und Entwicklungsländer sind die sog. "terms of trade" von großer Bedeutung, das heißt die in der Regel sehr ungleichen Austauschverhältnisse zwischen (tendenziell teuren) Industriegütern und (tendenziell billigen) Rohstoffen. 

Dies ist dann besonders gefährlich, wenn sich ein Land auf ein bestimmtes Gut  spezialisiert hat. So macht z.B. Kaffee 95% des Exports von Uganda aus. Solche Länder sind extem anfällig gegenüber Schwankungen der Preise dieser Rohstoffe, und die Monokulturen führen in ihrer gleichzeitigen Verdrängung des Anbau von Lebensmitteln bei rückläufigen Weltmarktpreisen vielfach zu existentiellen Krisen für die Bevölkerung.

Kritisch werden von den Ländern der Dritten Welt in diesem Zusammenhang auch die Handels- und Machtstrukturen gesehen. Rohstoffe werden an den internationalen Warenbörsen vielfach als Termingeschäfte gehandelt (z.B. Kauf heute, Lieferung der Ware in 12 Monaten). Zudem sind viele Länder der Dritten Welt als Anbieter von Rohstoffen ökonomisch weitaus schwächer als einige große multinationale Unternehmen, die auf diesen Märkten als Nachfrager auftreten. 

In der Realität ist nicht zuletzt deswegen oftmals zu beobachten, dass Länder den Aufbau und die Förderung von exportorientierten Schlüsselindustrien forcieren. Dies ist in der Regel nur möglich, wenn man die Industrien in der Aufbauphase nach außen hin schützt und zugleich stark subventioniert, bis die Unternehmen international wettbewerbsfähig sind.

Unter dem Aspekt der "Autarkie"  werden zudem in vielen Ländern Wirtschaftsbereiche gefördert und geschützt, die für die Selbstversorgung des Landes als unverzichtbar angesehen werden. 

Ein solcher Schutz der eigenen Wirtschaft durch Zölle, Einfuhrbeschränkungen und viele andere Maßnahmen (Vgl. Jörn Altmann, Wirtschaftspolitik, Stuttgart 1995, S. 494 ff. und -> Wirtschaftspolitik) ist aber auch noch bei nahezu allen Staaten zu beobachten, die sich offiziell dem Freihandelsgrundsatz verpflichet fühlen. Dies gilt in hohem Maße für Einzelstaaten (z.B. Japan), aber auch für regionale Freihandelszonen und Wirtschaftsgemeinschaften (z.B. EU), auch diese schottet sich trotz zahlreicher internationaler Vereinbarungen in vielen Bereichen konsequent nach außen hin ab. Trotz Freihandelsgrundsatz und Neo-Liberalismus kennzeichnet der Protektionismus also noch weite Bereich des Welthandels.

Als Triebkraft für Außenhandel wird auch eine Überversorung der eigenen Bevölkerung mit bestimmten Gütern (z.B. landwirtschaftliche Produkte in der EU) genannt, die dann oftmals zu Dumpingpreisen exportiert werden ("vent-for-surplus-theorie").

Fazit

  • Internationaler Handel und damit auch der Freihandelsgrundsatz können allen Beteiligen nützen (sofern die entsprechenden Rahmenbedinungen vorliegen, was allerdings nicht der Fall ist).
  • Sofern die entsprechenden Rahmenbedinungen nicht gegeben sind, liegt es allerdings nahe, die eigene Wirtschaft nach außen hin zu schützen und protektionistisch abzuschotten (wenngleich gerade dies von marktwirtschaftlich orientierten  Wissenschaftlern als Sündenfall und Grund der Probleme bezeichnet wird, vgl. z.B. Kleps, Staatliche Preispolitik, München 1984, 2. 207 ff.).
  • Die internationalen Handelsabkommen und Institutionen) sind grundsätzlich am Freihandel orientiert (GATT, GATS, WTO, EU), bieten jedoch noch zahlreiche Möglichkeiten für protektionistische Maßnahmen.
(Jörn Altmann, Wirtschaftspolitik, Stuttgart 1995, S. 467 f.)
 
Aktuelle Diskussion
Wie schon immer in der Vergangenheit fordern die wirtschaftlich starken Staaten eine weltweite Öffnung und Liberalisierung der Märkte. Dies ist derzeit aber auch die allgemeine Doktrin auf ökonomischer und politischer Ebene. Alle Abkommen und Verhandlungen sind grundlegend am Freihandelsgrundsatz ausgerichtet.
Nur wenige Wissenschaftler und außerparlamentarische Gruppen kritisieren die Doktrin.

Die aktuellen wirtschaftspolitischen Diskussionen in den Industrieländern selbst drehen sich  derzeit meist um Arbeitskosten inklusive Lohnnebenkosten (Sozialversicherungsbeiträger der Arbeitgeber) sowie weitere Kosten (Steuern, Aufwand für bürokratische Erfordernisse, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Kündigungsschutz, Umweltauflagen usw.), Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung (weitere Liberalisierung der Kapitalmärkte) und staatliche Subventionen für Unternehmen.

Hinzu kommt zwangsläufig die Frage der Produktivität, da z.B. ein Vergleich von Lohnkostenhöhen ohne Berücksichtiung der Arbeitsproduktivität irreführend wären.

Die Länder der Dritten Welt beklagen hingegen die Ungleichgewichte im Welthandel, die Verschuldung und Verarmung vieler Staaten und die inzwischen strengen Auflagen bei Hilfen und Krediten z.B. der Weltbank oder des Internationalen Währungsfonds.

-> Vgl. Wirtschaftspolitik


Links:

http://www.weltpolitik.net/sachgebiete/wirtschaft/
(Umfassende Informationen zur Weltwirtschaft) 

 

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Dies ist sind Unterrichtshilfen des Hauptseminars "Ökonomie und Globalisierung" der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd!
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