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Welthandel Zunächst einige Fakten:
Welthandel 2001 in Mrd. USD
Traditionelle Außenhandelstheorie Nach der Außenhandelstheorie handeln Staaten sowohl bei absoluten als auch bei relativen, sog. "komperativen" Kostenvorteilen ("Riccardo-Modell"). Ein Außenhandel würde
also selbst
dann Sinn machen, wenn die USA mit gleichem Faktoreinsatz sowohl mehr
Weizen
und als auch mehr Autos als Deutschland herstellen könnte,
da
es dann für beide Länder vorteilhaft wäre, sich auf die
Erzeugung eines Gutes zu spezialisieren. Die USA produzieren demnach
Weizen,
Deutschland Autos.
Beispiel (Excel-Datei) Dies konnte auch empirisch belegt werden. So hatten die USA z.B. um so größere Marktanteile gegenüber Großbritannien je größere die Produktionsvorteile bei einzelnen Gütern waren. Generell führen offenbar niedrigere relative Preise zu höheren Marktanteilen. (Vgl. Hardes u.a., Volkswirtschaftslehre - problemorientiert, Tübingen 1995, S.559 ff.). Nach dem "Faktorproportionentheorem" (Heckscher-Ohlin-Samuelson) ist dieser Ansatz auch auf Länder mit geringen und hohen Kapital- bzw. Arbeitskräftekosten übertragbar und führt zu einer länderübergreifenden Angleichung der Arbeits- und Kapitalkosten. Eine Untersuchugn der "Faktorproportionentheorems" durch Kondratieff erbrachte allerdings das Ergebnis, dass die USA arbeitsintensive Podukte exportieren und kapitalintensive Erzeugnisse importieren, obowohl es angesichts der Lohnhöhen umgekehrt hätte sein müssen. (Vgl. Hardes u.a., Volkswirtschaftslehre - problemorientiert, Tübingen 1995, S.562 ff.). Auch der Außenhandel Deutschlands findet überwiegend mit Ländern statt, die ein vergleichbares Produktivitätsniveau haben. Auch auf den Warenaustausch mit den Entwicklungsländern ist das "Faktorproportionentheorem" nicht ohne Weiteres übertragbar, exportieren doch die Entwicklngsländer zunehmend Industriegüter (50% ihrer Gesamtexporte). Die Wachstumsraten für Industriegüterexporte in den Entwicklungsländern waren in Richtung Industrieländer höher als umgekehrt. Auch die implizite Wohlfahrtsmaximierung konnte in der Realität nicht verifiziert werden. Festzustellen ist hingegen eine strukturelle Bevorteilung der Industrieländer. Neuere Erklärungsansätze "Verfügbarkeitsmodelle" Danach gibt es einen internationalen Warenaustausch, wenn ein Land mangels Ressourcen oder technischen Niveaus die inländische Nachfrage nicht befriedigen kann. Daneben gibt es auch kurzfristige Verfügbarkeitsmängel. "Neo-Faktorproportionentheorem" Hier wird das Humankapital in hoch- und niedrig qualifizierte Arbeitskräfte unterteilt. Der Ansatz unterstellt, dass ein kapitalreiches Land über wenige Arbeitskrafte mit hoher Qualifikation verfügt. Länder mit vielen ungelernten Arbeitskräften exportieren demzufolge arbeitsintensive Produkte, Länder mit hochqualifizierten Arbeitskräften exportieren kapitalintensive Produkte. Eine Untersuchung des deutschen Außenhandels in den Jahren 1962 bis 1972 konnte diese Vermutung bestätigen. (Vgl. Hardes u.a., Volkswirtschaftslehre - problemorientiert, Tübingen 1995, S.569) "Skaleneffekte" Skaleneffekte beinhalten das Verhältnis von Input und Output. Länder handeln dann, wenn Arbeitsteilungen gemeinsame Wohlfahrtseffekte erzielen. Letztlich führt dies zu eienr völligen Spezialisierung jedes Landes. Dieser Ansatz ist identisch mit dem Ansatz der "komperativen Kostenvorteile". "Monopolistische Konkurrenz" Freihandel führt zu einer Aufweichung monopolistischer und oligopolistischer Marktformen. Die Wohlfahrt steigt mit der Konkurrenz (Preise sinken, Nachfrage steigt). "Innovationen" ("technological gap trade") und "Produktzyklen" Als weitere Beweggründe für Außenhandel werden noch Produktinnovationen in einem Land genannt (dynamische Variante des Verfügbarkeitsansatzes). Dabei ist allerdings zu beachten, dass jedes Produkt auf dem Markt eine Lebenszyklus durchläuft (Theorie des Produktzyklus). (Vgl. Hardes u.a., Volkswirtschaftslehre - problemorientiert, Tübingen 1995, S.571) Im Handel zwischen Industrie- und Entwicklungsländer sind die sog. "terms of trade" von großer Bedeutung, das heißt die in der Regel sehr ungleichen Austauschverhältnisse zwischen (tendenziell teuren) Industriegütern und (tendenziell billigen) Rohstoffen. Dies ist dann besonders gefährlich, wenn sich ein Land auf ein bestimmtes Gut spezialisiert hat. So macht z.B. Kaffee 95% des Exports von Uganda aus. Solche Länder sind extem anfällig gegenüber Schwankungen der Preise dieser Rohstoffe, und die Monokulturen führen in ihrer gleichzeitigen Verdrängung des Anbau von Lebensmitteln bei rückläufigen Weltmarktpreisen vielfach zu existentiellen Krisen für die Bevölkerung. Kritisch werden von den Ländern der Dritten Welt in diesem Zusammenhang auch die Handels- und Machtstrukturen gesehen. Rohstoffe werden an den internationalen Warenbörsen vielfach als Termingeschäfte gehandelt (z.B. Kauf heute, Lieferung der Ware in 12 Monaten). Zudem sind viele Länder der Dritten Welt als Anbieter von Rohstoffen ökonomisch weitaus schwächer als einige große multinationale Unternehmen, die auf diesen Märkten als Nachfrager auftreten. In der Realität ist nicht zuletzt deswegen oftmals zu beobachten, dass Länder den Aufbau und die Förderung von exportorientierten Schlüsselindustrien forcieren. Dies ist in der Regel nur möglich, wenn man die Industrien in der Aufbauphase nach außen hin schützt und zugleich stark subventioniert, bis die Unternehmen international wettbewerbsfähig sind. Unter dem Aspekt der "Autarkie" werden zudem in vielen Ländern Wirtschaftsbereiche gefördert und geschützt, die für die Selbstversorgung des Landes als unverzichtbar angesehen werden. Ein solcher Schutz der eigenen Wirtschaft durch Zölle, Einfuhrbeschränkungen und viele andere Maßnahmen (Vgl. Jörn Altmann, Wirtschaftspolitik, Stuttgart 1995, S. 494 ff. und -> Wirtschaftspolitik) ist aber auch noch bei nahezu allen Staaten zu beobachten, die sich offiziell dem Freihandelsgrundsatz verpflichet fühlen. Dies gilt in hohem Maße für Einzelstaaten (z.B. Japan), aber auch für regionale Freihandelszonen und Wirtschaftsgemeinschaften (z.B. EU), auch diese schottet sich trotz zahlreicher internationaler Vereinbarungen in vielen Bereichen konsequent nach außen hin ab. Trotz Freihandelsgrundsatz und Neo-Liberalismus kennzeichnet der Protektionismus also noch weite Bereich des Welthandels. Als Triebkraft für Außenhandel wird auch eine Überversorung der eigenen Bevölkerung mit bestimmten Gütern (z.B. landwirtschaftliche Produkte in der EU) genannt, die dann oftmals zu Dumpingpreisen exportiert werden ("vent-for-surplus-theorie"). Fazit
(Jörn
Altmann, Wirtschaftspolitik, Stuttgart 1995, S. 467 f.)
Aktuelle
Diskussion
Wie
schon immer in der Vergangenheit fordern die wirtschaftlich starken
Staaten
eine weltweite Öffnung und Liberalisierung der Märkte. Dies
ist
derzeit aber auch die allgemeine Doktrin auf ökonomischer und
politischer
Ebene. Alle Abkommen und Verhandlungen sind grundlegend am
Freihandelsgrundsatz
ausgerichtet.
Nur
wenige Wissenschaftler und außerparlamentarische Gruppen
kritisieren
die Doktrin.
Die aktuellen wirtschaftspolitischen Diskussionen in den Industrieländern selbst drehen sich derzeit meist um Arbeitskosten inklusive Lohnnebenkosten (Sozialversicherungsbeiträger der Arbeitgeber) sowie weitere Kosten (Steuern, Aufwand für bürokratische Erfordernisse, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Kündigungsschutz, Umweltauflagen usw.), Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung (weitere Liberalisierung der Kapitalmärkte) und staatliche Subventionen für Unternehmen. Hinzu kommt zwangsläufig die Frage der Produktivität, da z.B. ein Vergleich von Lohnkostenhöhen ohne Berücksichtiung der Arbeitsproduktivität irreführend wären. Die Länder der Dritten Welt beklagen hingegen die Ungleichgewichte im Welthandel, die Verschuldung und Verarmung vieler Staaten und die inzwischen strengen Auflagen bei Hilfen und Krediten z.B. der Weltbank oder des Internationalen Währungsfonds. -> Vgl. Wirtschaftspolitik Links: http://www.weltpolitik.net/sachgebiete/wirtschaft/
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