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AMMANN//HORN Instant Auditives 2.0 UKO


INTIMATE VIBRA

erschienen im Sept. 2015 auf Schräg und Schön Musikproduktion


Kuriose Klangräume

Sie ist keine Musik-CD im herkömmlichen Sinne. „Intimate Vibra“ (erschienen bei Schräg und Schön) ist eine Klänge-CD. Die Autoren und Interpreten: der Schweinfurter Gitarrist und Komponist Günter Horn und der Fürther Klangkünstler und Phonetiker Michael Ammann. Die beiden erkunden improvisatorisch die Möglichkeiten ihrer Klangquellen, also der Stimme, des gesamten Mundraums und des Atems einerseits und der Gitarre andererseits. Das bedeutet, dass die Unterscheidung zwischen Ton und Geräusch hinfällig wird. Da wird genuschelt, gestöhnt, geschnauft, geblubbert, gekratzt, gewischt, geklopft.
In acht Tracks zwischen vier und siebeneinhalb Minuten entstehen kuriose dreidimensionale Klangräume, in denen die Musiker mit Weite und Enge, Nähe und Ferne, Spannung und Entspannung spielen. Das kann unverhofft intim und körperlich klingen und dann wieder kühl und hart. Zum eben mal Reinhören eignet sich diese CD nicht. Der Hörer braucht schon ein wenig Muße, um sich auf diese Schwingungen aller Art einzulassen. Nicht zuletzt erscheint das Kürzel UKO im Untertitel, es stammt aus der Kinosprache und steht für unknown object of sound – unbekanntes Klangobjekt, das nicht zu einer bestimmten Quelle zurückverfolgt werden kann.
Bei Ammann und Horn ist die Klangquelle selbst kein Geheimnis, die Klänge selbst sind allerdings durchaus geheimnisvoll.
Wobei nicht zuletzt auch die Abwesenheit von Klang eine Rolle spielt. Auf seiner Homepage zitiert Günter Horn Keith Richards: „Der Maler hat die Leinwand, der Schriftsteller das leere Papier. Der Musiker hat die Stille.“ Mathias Wiedemann Sept. 2015 Mainpost Schweinfurt

AMMANN // HORN INTIMATE VIBRA Instant Auditives 2.0 (Schräg Und Schön Musikproduktion, susMP 1502): Das Kürzel UKO lässt bei mir den Groschen fallen und mich an Michael Ammann und dessen "exorbitantes Maulwerk" erinnern, dem wieder Unbekannte Klang-Objekte entströmen, "phonetische Stein­schläge, schmatzende Eruptionen, zischende Wasserfälle, Vokalabgänge und Konsonantlawinen" (BA 82). Hier kehrt der Weidener wieder zusammen mit dem Schweinfurter Günter Horn, der außerordentliche Gitarrengeräusche beisteuert. Horn ist ein schon auf "Concerto Bavarese" vorgestellter Macher von properen Musiken und neutönenden Werken wie "dorthin und wieder zurück" - 5 Stücke für Gitarre solo nach Motiven von J.R.R. Tolkien, "4 Dütts für 2 Gitarren", "Collage" für Akkordeon und E-Gitarre oder "Konferenz der Fettläuse" für Klarinette, Akkordeon, Gitarre und E-Gitarre. Ausgerechnet "horchdarlingtheyplayourliedintheradio" für E-Gitarre, live elctronics und Zuspiel-CD lässt ahnen, zu welch krassen Griffen und -kniffen Horn sich hinreißen lässt (oder genötigt sieht), um Ammanns Phonetics angemessen zu bekrabbeln und zu beglitchen, die, indem sie sich über Minton, Patton und Ratkje hinaus würgen und saubaggern, den Exzessen von Rudolf Eb.er und Martin Lau nicht nachstehen. Achtmal zerren und feilen die beiden an Saiten und Stimmbändern, an Zungenbein, Steg und Hirn. Horn haut und glissandiert, kratzt, knarzt und schabt, manisch wie ein Bombenentschärfer, dem der Kragen platzt, bis man ganz vergisst, dass er da eine Gitarre traktiert. So wie auch Ammanns Artikulationen und Kaumuskelspiele prasselbrodelnd, schnurrend, zischberstend, gollumwürgend und Entensaft schlürfend alles Logozentrische ins Animalisch-Ursuppige regredieren lassen. Ich konstatiere wieder Bizarrerie en masse und en detail, an der die Vorstellungskraft reichlich zu kauen hat. [BA 89 rbd]