Das mag darin liegen, daß man im vorhandenen Angebot fast 'ertrinkt', daß man binnen kürzester Zeit eine Unmenge von Informationen auswerten muß und dabei rasch ermüdet, daß einen mehrseitige Textseiten schnell überfordern (wenn man sie nicht ausdrucken, mehrmals lesen und mit einem Markierstift stukturuieren kann) und und und...
Tagtägliche Folge: Falls die Schüler von ihrer Aufgabe nicht wirklich fasziniert sind und sich inhaltlich gefordert fühlen, landen sie nach ein oder zwei Zeitstunden mit Sicherheit auf einer Internetseite, die eigentlich vom Lehrer nicht geplant war. Das ist übrigens in universitären Seminaren auch so!
Wichtig erscheint mir daher folgendes:
Die Schüler und Schülerinnen müssen in eine
anwendungsbezogene
Nutzung des Internets eingeführt werden! Das ist auch deswegen
notwendig,
um Kompetenzunterschiede in der Klasse auszugleichen und alle auf einen
Mindest-Level von Medienkompetenz zu bringen. Dabei steht die
Verarbeitung
von Internetinhalten und deren spätere Präsentation im
Vordergrund.
Diese neuen Medienkompetenzen müssen dann noch einmal mit allen
zusammen geübt werden, erst dann kann man die Schüler alleine
bzw. in Gruppen arbeiten lassen. Das gilt auch dann, wenn die
Schüler
schon Internetkenntnisse besitzen, da diese in der Regel nicht
lösungsorientiert
und oberflächlich sind.
Der Zeitumfang für Erarbeitung und Vertiefung beträgt je
nach Anspruchsniveau zwei bis vier Doppelstunden!
Die dritte Stufe einer Medienbildung wäre dann die
Konfrontation
der Schüler/innen mit Entscheidungssituationen beruflicher oder
lebenskundlicher
Art, die in Teamarbeit zu bewältigen sind. Dabei stehen die
fachlichen
Inhalte, deren Bewertung und Hinterfragung und die Erarbeitung eigener
Lösungsstrategien an erster Stelle und nicht mehr das Medium
Internet.
Der Zeitumfang für einzelne Unterrichtsprojekte beträgt
für
Recherche, Entscheidung, ausarbeiten und präsentieren der
Ergbnisse
mindestens zwei Doppelstunden!
Damit zwangsläufig verbunden ist ein komplexe Aufgabenstellung und durch den großen Gestaltungsspielraum auch eine große Herausforderung für die Schüler!
Dies aber sowie ein permanenter Methodenwechsel und die Favorisierung von Fall- und Projektmethoden erscheinen mir nach meinen Erfahrungen beim Interneteinsatz noch dringlicher als beim herkömmlichen Unterricht!
Besonders anzuraten ist auch eine Methodenvielfalt, die
Nicht-EDV-Medien
integriert (Schulbuch, Zeitungsartikel, Arbeitsblätter), da sonst
das Internet zuviel Bedeutung gewinnt - eine Bedeutung, die ihm
nicht
zukommt.
Auch dabei scheinen mir zwei Sachen wichtig zu sein:
Und erst dann, wenn sich die Schüler dabei sicher sind, ist die Verwendung von Linklisten sinnvoll!
Machen Sie die Linklisten nicht zu lange; dies zwar gut gemeint,
erschlägt
aber in der Regel die Leute! (Dies ist etwas für die Weitergabe an
Kollegen!) Dennoch sollten Sie unbedingt Linklisten im Unterricht
verwenden
(am besten von Diskette aus einspielen und nach Erweiterung wieder auf
Diskette abspeichern!) damit die Schüler ein Gefühl
dafür
bekommen, wie man Internet sinnvoll verwenden kann.
Und lassen Sie die Schüler möglichst bald selbst Linklisten
zur Weitergabe an andere Schüler per Diskette anlegen! Dies
erscheint
mir eine wichtige soziale Lerndimension zu sein.
Lassen Sie dann die Schüler und Schülerinnen nochmals an ein oder zwei Beispielen üben!
Erst dann macht es Sinn, die Schüler selbständig mit Suchmaschinen arbeiten zu lassen!
Die Schüler müssen das Erkenntnisinteresse klar vor Augen haben! Und der Gegenstand muß sie interessieren! Stellen Sie ihre Schülerinnen und Schüler in Enscheidungssituationen beruflicher oder privater Art hinein und lassen sie diese eigenverantwortlich lösen und präsentieren!
Nur dann sind sie bereit, sich voll in die Aufgaben 'hineinzuhängen'. Und nur dann werden sie Zeit und Raum vergessen, um die ihnen gestellten oder zusammen mit ihnen definierten Aufgaben zu lösen.
Für die Unterrichtseinheit benötigen Sie ein Schulbuch über die Börse, das Emissionsgeschäft und den Neuen Markt an der Börse (z.B. Grill/Perczinsky, Bankbetriebslehre) und einige neuere Zeitungsartikel zum Neuen Markt (Impulse 12/98; Handelsblatt vom 8.3.99; Capital 3/99) und zwei Zeitungen mit den Kursen des Neuen Markte (mindestens eine Woche auseinander)!
Drei konkrete Vorschläge für
Ihren
Unterricht bzw. die Vermittlung grundlegender Medienkompetenz:
Umfang | Einsatz und Inhalt | Zeitdauer |
die gesamte Unterrichtseinheit | z.B. im anlagenorientierten Wirtschaftslehre-, Bankbetriebslehreunterricht oder in einem Wirtschaftslehre-Neigungskurs | Zeitdauer mindestens 32 Unterrichtstunden (acht Stunden Einführung incl. der ersten beiden Aufgaben, dann jede Aufgabe zwei Stunden, Aufgaben 9+10 je vier Stunden) |
einzelne Teile der Unterrichtseinheit | z.B. im anlagenorientierten Bankbetriebslehreunterricht zum Thema 'Marktformen der Börse' oder 'Emissionsgeschäft' oder 'Eine AG geht an die Börse' | Zeitdauer mindestens 16 Unterrichtstunden (acht Stunden Einführung incl. der ersten beiden Aufgaben zu SMAX, dann Aufgaben 4+5+6+7 zum Neuen Markt, je Aufgabe zwei Stunden) |
ein bestimmter Schwerpunkt der Unterrichtseinheit | z.B. in einem Wirtschaftslehre-Neigungskurs zum Thema 'Neuer Markt' oder 'Eine AG im Neuen Markt' oder 'Ich kaufe mir eine Aktie im Neuen Markt' oder 'Wir zeichnen eine Aktie' | Zeitdauer mindestens acht, besser 12 Unterrichtstunden (acht Stunden Einführung incl. anhand von zwei Aufgaben, dann eine oder zwei weitere Aufgaben für die Schüler, z.B. 7+8+9+10) |
Dies sind meine Erfahrungen und Schlussfolgerungen nach mehr als drei Jahren Interneteinsatz in Bankfachklassen an einer kaufmännischen Berufsschule und einem Seminaren an der Universität Würzburg und Erlangen-Nürnberg.
Diese und jede Menge andere Unterrichtseinheiten zu Wirtschaftslehre, Deutsch, Sozialkunde, EDV u.a. finden Sie unter http://www.kubiss.de/bildung/projekte/schb_netz/imat.htm
Einen umfassenden Handlungsansatz für mediengestützten Projektunterricht finden sind in:
Dr. Peter Kührt
Berufsschule 4
Nürnberg
........Schulen
ans Netz
(Ein
Projekt des Amtes für Berufliche Schulen und Schulpädagogik
der
Stadt Nürnberg)
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